Im März 2012 sorgte ein Überfall in Delitzsch für Empörung. Mehrere Besucher eines Konzertes wurden in den Morgenstunden durch eine Gruppe Neonazis überfallen. Ein tschechischer Staatsbürger büßte dabei einen Teil seines Augenlichts ein, weil er mit einem Schlagring zugerichtet wurde. Am Landgericht Leipzig begann am Montag der Prozess gegen sechs Angeklagte. Ihnen wird unter anderem schwere und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.
Im Frühjahr 2012 spielte die Band „Die Tornados“ in Deltizsch. Das „Endless Summer Festival“ teilte am 18. März via Facebook mit, dass der Veranstalter des Konzertes Toni M. und mehrere seiner Begleiter in den frühen Morgenstunden von Neonazis überfallen worden seien. In der Mitteilung war die Rede von einer 20iger Gruppe.
Am Landgericht Leipzig wurde am Montagmorgen der Prozess gegen sechs Männer aufgrund des Überfalls eröffnet. Silvio D. (34), Sören D. (40), Martin B. (26), Pierre S. (30) und Nicky F. (33) müssen sich wegen gefährlicher, Nico R. (29) wegen schwerer Körperverletzung verantworten.
Staatsanwalt Ulrich Jakob warf Sören D. in der vorgetragenen Anklageschrift vor, mit Toni M. in Streit geraten zu sein. Es habe ein hitziges Wortgefecht wegen D.’s rechten Einstellungen gegeben und danach sei man getrennte Wege gegangen. Der 40-Jährige soll danach seine Freunde angerufen haben, um M. eine Abreibung zu verpassen.
Wenig später seien die Angeklagten auf die Gruppe um Toni M. losgestürmt. M. konnte fliehen, Petr D. (36) aus Tschechien und Jana K. hatten dabei nicht so viel Glück: Nico R. soll bei seinem Angriff mit einem Schlagring vorgegangen sein und dem 36-Jährigen dabei massive Verletzungen am rechten Auge zugefügt haben. Beide Begleiter wurden zudem von weiteren Personen geschlagen.
„Wir waren den Tag zuvor bei einem Konzert“, erinnerte sich der Geschädigte. Auf dem Nachhauseweg zu seinem Bekannten seien sie dann von einer Gruppe Unbekannter angegriffen worden. „Ich wurde mit einem Gegenstand in das Gesicht geschlagen.“ Erst im Nachhinein stellten seine Freunde fest, dass er wohl ein Schlagring war.
Der Tscheche versuchte sich auf die andere Straßenseite zu retten, da kam allerdings ein weiterer Angreifer und schlug ihm abermals gegen den Kopf. Ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurde Jana K. , die mit D. zusammen durch Delitzsch lief. „Wir haben diese Rekonstruktion gemacht und drei Leute erkannt, die dabei gewesen sein könnten“, schilderte der Geschädigte. Toni M. zeigte ihm noch im Krankenhaus mehrere Facebook-Profile von Personen, von denen er glaubte, dass sie am Übergriff beteiligt waren.
Im Gericht konnte D. allerdings nur sehr undeutliche Angaben machen. Er hatte sich den blutenden Kopf damals gehalten und es sei drei Jahre her, begründete er seine verschwommenen Eindrücke. „Meine Wahrnehmung ist verzerrt durch die Facebook-Fotos“, räumte er gegenüber dem Vorsitzendes Richter Jens Kaden ein. Im Saal selbst gab er an, dass ihm Martin B. und Sören D. zumindest bekannt vorkämen.
Nur zögerlich gaben zwei Angeklagte Einlassungen über ihre Strafverteidiger am Morgen ab. Martin B. bestritt beim Überfall zugegen gewesen zu sein. Silvio D. hingegen gab zu, in der Gemeinschaft angegriffen jedoch keine Körperverletzung selbst begangen zu haben. Damit hatte D. die angeklagte gefährliche Körperverletzung zugegeben, den auch die bloße Beteiligung in einer Gruppe, die gemeinschaftlich zuschlägt, fällt darunter.
Für die Verhandlung sind Termine bis Mitte Dezember angesetzt. Am Freitag soll die Verhandlung bereits fortgesetzt werden.
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