Er wird als vieles bezeichnet: Rechter, Neonazi oder Reichsbürger. Der Ex-Polizist Stephane Simon nimmt regelmäßig an Legida teil. Am Montag zog er beleidigend über Polizeipräsident Bernd Merbitz und L-IZ Journalisten her und krönte den Abend mit einem Angriff auf einen Gegendemonstranten am Rande der Jahnallee. Polizeibeamte nahmen ihn vorübergehend in Gewahrsam.
Am Montagabend dürfte Stephane Simon endgültig das Vertrauen in seine Freunde, die er bei der Polizei sieht, verloren haben. Der bekannte Leipziger mit französischem Akzent wurde nach einem versuchten Angriff auf einen Fahrradfahrer vorübergehend in Gewahrsam genommen.
Aus der Ferne sah man ihn zuvor auf eine Personengruppe am Rande des Legida-Demonstrationszuges auf der Jahnallee zustürmen. Ein Rad fiel um. Er habe es mit der Angst zu tun bekommen, teilte der Betroffene mit. Simon selbst machte sich nach dem Angriff auf den Weg in den Demonstrationszug zurück, wo ihn kurze Zeit später Beamte unsanft abholten.
Der Aussetzer fügte sich in das Bild, das er nur Stunden zuvor im Beisein von Polizisten lieferte. Angriffsziele waren Polizeipräsident Bernd Merbitz und die Leipziger Internet Zeitung.
Zusammen mit einer Gruppe von Legida-Teilnehmern versuchte er, einen Journalisten von L-IZ.de zu drängen, das Kundgebungsgelände am Richard-Wagner-Platz zu verlassen. Man habe ihn zu Unrecht als Neonazi bezeichnet, äußerte er und führte seine Meinung begleitet durch weitere Beleidigungen aus. Im Archiv ist nachzulesen, dass die L-IZ.de den gebürtigen Franzosen mit dem Hang zum großen Auftritt auf der Dresdner Pegida-Bühne oder bei den Anfangs 2014 stattfindenden “Montagsmahnwachen” zu keinem Zeitpunkt als Neonazi bezeichnete.
Der Leipziger Polizeipräsident – ein Kommunist!
Eine weitere Hasstirade durfte sich kurze Zeit später Polizeipräsident Bernd Merbitz anhören. Er „diskutierte“ zusammen mit anderen Legida-Anhängern mit dem ranghöchsten Polizisten der Messestadt. Ein „Du“ hatte den Ausbruch seitens Simon ausgelöst, der Merbitz daraufhin Rassismus vorwarf, weil man höre, dass er nicht aus Deutschland stamme.
Als er sich in Rage geredet hatte, attestierte er dem Polizeipräsidenten, ein Kommunist zu sein, aufgrund seiner DDR-Laufbahn. Außerdem sei er ein Freund der Amerikaner, setzte der Legida-Teilnehmer nach. Merbitz würde die Gesetze zugunsten der Gegendemonstranten und zum Nachteil für die Versammlung am Richard Wagner-Platz beugen.
„Alle Kommunistenschweine“, warf er Merbitz zusammen mit L-IZ.de in einen Topf. Viele Polizisten denken genau wie er, behauptete der aufgebrachte Mann.
Immer wieder fiel Simon in der Vergangenheit durch verschiedene Ausfälle auf. Bei Pegida versuchte er beispielsweise eine Liveschaltung des ZDF zu stören, in dem er sich vor einen Reporter drängte und direkt in die Kamera skandierte „ihr seid alles Lügner.“ Die Landtagsabgeordnete Juliane Nagel wurde von ihm bei einer Rede in Dresden öffentlich beleidigt, wie die TAZ berichtete und auf Videos nachschaubar war.
Auch in Leipzig trat er immer wieder in Erscheinung. Im November 2013 wurde er bei einer Diskussionsveranstaltung über einen Moscheebau in Gohlis aus der Michaeliskirche gebeten, als er nach seinem Redebeitrag weiter herumschrie. Im Mai 2015 fungierte er als Redner auf einer Montagsdemonstration in Leipzig und ist ein gern gesehener Redner, wenn es gegen Linksextremismus und die USA geht.
Dass Simon seine ganz eigene Auslegung von Recht und Gesetz hat, die sich nicht nur von der Sichtweise der Polizeieinheiten am Abend unterschied, bewies er im Februar 2015 im Amtsgericht. In einem Prozess wegen Beleidigung soll er das Gericht auf die Probe gestellt und ein Schauspiel aufgeführt haben, in dem er Staatsanwaltschaft und der vorsitzenden Richterin die Legitimität der Prozessführung absprach und letztendlich eine Prozessaussetzung durch sein Verhalten provozierte.
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