Mehrere Stunden lang sollen Jessica V. (18), Stefan H. (24) und Sebastian S. (27) in einer Wohnung in Grünau auf ihr Opfer eingeprügelt haben. Am Dienstag hat am Landgericht der Prozess gegen sie begonnen. Sie sind angeklagt wegen schweren Raubs, Körperverletzung und Freiheitsberaubung.

Die Schilderungen in der Anklageschrift sind an Grausamkeit kaum zu überbieten: Mehrere Stunden lang sollen Jessica V. (18), Stefan H. (24) und Sebastian S. (27) zusammen mit anderen Personen vor drei Jahren in einer Wohnung auf Marc S. (26) eingetreten und -geschlagen haben. Neben ihren Fäusten benutzten sie dazu Quarzhandschuhe, Baseballschläger und ein abgebrochenes Stuhlbein. Am Ende soll einer der beiden Haupttäter, deren Verhandlungen getrennt von diesem Prozess laufen, schließlich noch ein Messer an die Kehle des Opfers gesetzt und damit gedroht haben, ihn umzubringen, falls er Anzeige erstatte. Erst auf Drängen seiner Mutter sei Marc S. zur Polizei gegangen.

Die drei Angeklagten bekannten in unterschiedlichem Maße eine Mitschuld am Geschehen. Jessica V., die zum Zeitpunkt der Tat erst 15 Jahre alt war, ließ über ihre Anwältin Nadine Lippold eine Erklärung verlesen. Sie sei mehr oder weniger in das Geschehen hereingeraten, habe sich an den Angriffen aber nicht beteiligt. „Ich habe mich aus Angst nicht getraut, zu helfen oder Hilfe zu holen“, heißt es in dem Schreiben. „Ich habe auch heute noch Angst.“ Seit jener Nacht plagten sie Selbstmordgedanken und Schlafstörungen, zudem habe sie sich selbst geritzt.

Auch Sebastian S. stellte sich als Nebendarsteller der Gewalthandlungen dar. „Mir wurde ein Messer an die Kehle gehalten und gedroht: ‘Wenn du ihn nicht schlägst, töten wir dich’.“ Daraufhin habe er mit Quarzhandschuhen, die der dritte Angeklagte, Stefan H., mitgebracht haben soll, zugeschlagen. Auch H. gestand, das Opfer geschlagen zu haben. „Ich bedauere die Tat und kann mir das heute nicht mehr erklären. Ich habe mich wohl von der Stimmung mitreißen lassen.“ Zum damaligen Zeitpunkt sei er zudem drogenabhängig gewesen.

Sichtbar schwer fiel es schließlich Marc S., vor Gericht Angaben zu dem Vorfall zu machen, zumal er vor einigen Monaten verbal erneut eingeschüchtert worden sei. „Wenn ich keine Bewährungsstrafe hätte, würde ich dir auf die Fresse hauen“, soll einer der Haupttäter dabei zu ihm gesagt haben. An die Umstände, die zu seiner Misshandlung führten, konnte er sich ebenfalls noch erinnern: „Die haben mir an dem Tag vorgeworfen, ich hätte geklaut und Kinder sexuell belästigt, aber das stimmte alles nicht.“ Während der Gewalttat seien Sätze gefallen wie „Jetzt kriegst du mit dem Baseballschläger 60 Schläge ab“. Tatsächlich wurde Marc S. erheblich verletzt, erlitt Prellungen an den Gliedmaßen, ein Schädel-Hirn-Trauma und mehrere Brüche im Gesichtsbereich. Zudem seien ihm Handy und EC-Karte gestohlen worden.

Ein Urteil in diesem Prozess soll Ende September fallen.

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