Freital kommt nicht aus den Schlagzeilen, aufgrund der zahlreichen Aktivitäten gegen die Asylbewerberunterkunft im Hotel „Leonardo“ und deren Unterstützer. Rassismusgegner äußerten vor Kurzem Vorwürfe gegen einen Ehrenamtler im Heim. Pikant: Er war ein „Nein zum Heim“-Mitorganisator. Der Unterbringungs-Betreiber "Pro Shelter" entband ihn daraufhin von seinen Aufgaben. Mittlerweile sieht man keine Gründe mehr, den Helfer von seinem Amt fernzuhalten.
Bei den aktuellen Protesten gegen Asylbewerberunterkünfte im Bundesgebiet, stellt sich oft die Frage, ob es überhaupt noch sinnvoll ist, mit den Heimgegnern zu reden. Matthias W. stellt sich die Frage nicht. Der Freitaler war nach eigenen Worten Mitorganisator der „Nein zum Heim“-Kampagne bis Mai 2015. Die Kampagne richtet sich gegen die Erstaufnahmeeinrichtung im ehemaligen Hotel „Leonardo“. Im Rahmen von mehreren Demonstrationen kam es zu Straftaten unter anderem gegen Pressevertreter, Polizisten und Asylbefürwortern.
Mittlerweile engagiert sich W. nicht mehr bei der Anti-Heim-Kampagne sondern geht eigene Wege, wie er öffentlich beteuert. Er hat die Vereinigung „Gemeinsam Füreinander“ (GFE) gegründet. Das Projekt stellt sich als unpolitisch und in alle Richtungen offen dar. „Es geht uns nicht darum, zu überzeugen oder aus einem „Linken“ einen „Rechten“ zu machen oder aus einem „Rechten“ einen „Linken“ – jeder hat seine Meinung, die er verteidigen und behalten kann“, heißt es auf der Seite.
Die grundlegende Ausrichtung gefiel nicht allen Gründern. „Da wir als GFE nicht auf Gewalt setzen, nicht auf Hetze eingehen, reduzierte sich unser Team vorläufig“, wird zur Einführung eines „Moralkodex“ bekanntgegeben. Der Kodex richtet sich gegen Gewalt, Hetze und menschenunwürdige Kommentare.
Wäre W. nur ein weiterer politischer Akteur in Freital, wäre er womöglich in der Vielzahl der Akteure einfach untergegangen. Pikant ist allerdings, dass er als ehrenamtlicher Helfer im ehemaligen Hotel „Leonardo“ tätig ist. Aus einer Anfrage an die Landesdirektion Sachsen geht hervor, dass er dort die Kleiderkammer und Personenbeförderung unterstützt.
Für einige Akteure, die sich gegen die Asylgegner in Freital richten, ein nicht nachvollziehbarer Umstand. Sie werfen ihm vor, weiterhin engen Kontakt mit „Nein zum Heim“ zu haben und darüber hinaus Verbindungen mit der „Bürgerwehr Freital“ zu pflegen, die als gewaltbereit einzuordnen ist. Die GFE sei eine besser getarnte Bürgerwehr, lautet ein weiterer Vorwurf.
„Eine direkte Verbindung zur Bürgerwehr habe ich nicht[,] die geposteten Texte lassen zwar darauf schließen[,] das[s] ein Mitstreiter dazu gehören könnte“, gab er auf einen Artikel mit mehreren Vorwürfen zu verstehen, „jedoch ist dies nicht bewiesen.“ Entsprechende Haltungen der Bürgerwehr würden dem Moralkodex der GFE widersprechen.
Die Personalie W. bereitete offensichtlich auch dem Land Sachsen etwas Unbehagen. W. sei nur „zwischenzeitlich“ tätig gewesen, hieß es zunächst von Ingolf Ulrich von der Landesdirektion Sachsen. „Grund waren negative Darstellungen Dritter.“
Direkte Verdachtsmomente oder Umstände, die W. gegenüber seiner Arbeit disqualifizieren, fand die Landesdirektion nicht. „Da sowohl die Asylbewerber als auch Mitarbeiter des Betreibers vor Ort sich äußerst positiv zum Einsatz von Herrn W. äußerten, sieht der Betreiber keinen Grund, die ehrenamtliche Tätigkeit weiterhin zu untersagen“, teilte Ulrich gegenüber L-IZ.de später mit.
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