Am Landgericht begann am Donnerstag ein Mammut-Prozess. Sebastian T. (30) muss sich wegen Mordes, Mordversuchs und schwerer Brandstiftungen verantworten. Acht Mal hatte der Leipziger Anfang 2013 in zwei Hochhäusern in Leipzig-Grünau gezündelt. Im September versuchte der mutmaßliche Internetbetrüger zwei Mitwisser aus dem Weg zu räumen, hatte in einem Fall allerdings keinen Erfolg. Das Gericht hat 31 Verhandlungstage anberaumt.
Zwischen 11. Januar und 6. April brannte es wiederholt in der Schönauer Allee 30. Laut Anklage soll Sebastian T. , der zu jener Zeit in dem Sechzehngeschosser wohnte, acht Mal in diesem und einem benachbarten Mietshaus Feuer gelegt haben. Dazu bastelte der Erwerbslose mittels mit Benzin gefüllter Plastikflaschen, Böllern und Wunderkerzen Sprengsätze. Der Sachschaden belief sich insgesamt auf einen mittleren fünfstelligen Euro-Betrag. Verletzt wurde niemand.
Um seine Spielsucht zu finanzieren, soll der Angeklagte über die Auktionsplattform “Ebay” Internetbetrügereien begangen haben. Dazu legte er sich mit den Daten von Freunden und Bekannten falsche Profile an und nutzte deren Konten. Die verkauften Waren bekamen die Käufer nie zu Gesicht. Als er im Sommer 2013 aufzufliegen drohte, soll er sich entschlossen haben, zwei Mitwisser zu ermorden.
In der Nacht zum 11. September 2013 flößte er Brian R. (22), unter dessen Namen er Ebay-Deals getätigt hatte, das Schlafmittel Oxazepan ein, das er in einen Energy-Drink gemischt hatte. Nachdem der Mann das Bewusstsein verloren hatte, legte er ihn auf die Bahnschienen zwischen Miltitzer und Horburger Straße. Wie von T. geplant, wurde sein Opfer von einem Güterzug angefahren, überlebte jedoch schwerverletzt.
Am 16. September 2013 soll er Brian R.’s Freund Adrian H. (22) in die 14te Etage des Plattenbaus Schönauer Allee 30 gelockt haben. Laut Anklage habe er dort seinem Opfer, das zu dem Zeitpunkt unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln stand, erzählt, im Fahrstuhlschacht befände sich ein Drogenversteck. Mittels einer Teleskopstange hatte T. die Fahrstühltür geöffnet, obwohl sich die Kabine im Erdgeschoss befand. Adrian H. betrat den Schacht und stürzte in den Tod. Die Ermittler gingen zunächst von einem Unfall aus. Erst im vergangenen Dezember klickten die Handschellen.
“Herr T. wird sich zur Sache und zur Person nicht äußern”, gab Verteidiger Detlef Knoch zu Prozessauftakt bekannt. Die Schwurgerichtskammer hat sich auf einen langwierigen Indizienprozess eingestellt. Bis zum 4. Januar sind 31 Verhandlungstage angesetzt. Ob diese ausreichen werden, um das komplexe Verfahren zu verhandeln, lässt sich schwerlich abschätzen. Möglicherweise muss eine dreistellige Zahl an Zeugen vernommen werden. Das Gericht möchte sich offenbar zunächst mit den Tötungsdelikten beschäftigen. Für kommenden Dienstag ist der Zugführer geladen, der Brian R. angefahren hat. Sebastian T. droht im Falle einer Verurteilung neben lebenslanger Haft die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung.
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