Die Leipziger Staatsanwaltschaft hat gegen zwei frühere Oberärzte des Universitätsklinikums Anklage wegen versuchten Totschlags erhoben. Die Mediziner sollen von 2010 bis 2011 in 31 Fällen Mitarbeiter angewiesen haben, der Stiftung Eurotransplant falsche Daten zu übermitteln, um die Dringlichkeitsstufe der betroffenen Patienten zu erhöhen. Das Verfahren gegen den damaligen Chefarzt des Transplantationszentrums wurde mangels Tatverdacht eingestellt.
“Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat seit Anfang 2013 umfassende Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Verdacht auf Manipulationen und Unregelmäßigkeiten bei der Durchführung von Lebertransplantationen am Transplantationszentrum der Universitätsklinik Leipzig geführt”, teilte Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz am Freitag mit.
Zwei frühere Oberärzte der Klinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie sollen in 31 Fällen der Stiftung Eurotransplant, die die Vergabe von Spenderorganen europaweit koordiniert, falsche Patientendaten haben übermitteln lassen. Durch die fälschliche Angabe, die Betroffenen würden sich bereits einer Dialysebehandlung unterziehen müssen, erzielten die Mediziner für ihre Patienten ein verbessertes Ranking auf der Warteliste für Lebertransplantationen.
“Die Angeschuldigten machten sich dabei den Umstand zunutze, dass zumindest zum damaligen Zeitpunkt kein weiterer schriftlicher Nachweis über das wahrheitswidrig bejahte Nierenersatzverfahren erforderlich war”, schilderte Schulz. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft sei den Angeschuldigten bewusst gewesen, dass hierdurch andere Patienten in diesem Auswahlverfahren benachteiligt würden. In 23 Fällen machte Eurotransplant den begünstigten Patienten tatsächlich ein Angebot, sodass diesen schneller eine Leber transplantiert werden konnte. Die Staatsanwaltschaft spricht von systematischen Richtlinienverstößen und Manipulationen im Rahmen des Lebertransplantationsprogramms.
Die beiden Oberärzte werden sich wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht verantworten müssen. Ihnen drohen im Falle einer Verurteilung bis zu 15 Jahren Haft. Beide Männer schweigen zu den Vorwürfen.
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