Die starke Vermutung vom Montag, dass es sich bei zwei der drei Auseinandersetzungen am vergangenen Wochenende in der Eisenbahnstraße um eine eskalierte persönliche Situation mit dem Ausgang einer schwer verletzten 21-jährigen Frau und einem ebenfalls verletzten Kind gehandelt haben könnte, verdichtete sich im Laufe des Dienstags. Demnach ist es nach L-IZ – Informationen zu den Auseinandersetzungen gekommen, weil die Anbandelungsversuche eines Jugendlichen bei einer jungen Frau bei einem jungen Mann einer anderen Familie auf starke Eifersucht stießen. Stark verkürzt also: Kleiner Anlass, große Wirkung.
Im Laufe des heutigen Tages kam es nach L-IZ-Informationen hinter den Kulissen und Frontlinien zu einem ersten Schlichtungsversuch durch einen ehemaligen Leipziger Stadtratskandidaten der SPD. Neben den Bemühungen des Sozialamtes Leipzig ist auch auf sein Betreiben hin ein wenig Ruhe in die Vorgänge gekommen, beide Familien wollen nun den Konflikt beenden und lieber reden. Und einige Informationen wurden deutlich klarer. So handelt es sich wohl um die klassische Konstellation zweier junger Männer, einer Frau und jeder Menge Eifersucht. Welche sich, der Gruppendynamik und der Hilfe untereinander in zwei großen Schlägereien von bis zu 30 Personen am Sonntagabend entlud.
Aus zwei Kontrahenten um eine Frau wurden so am Freitagabend bereits 20 Kontrahenten und vier Verletzte und am Sonntagabend immer mehr, die der jeweils befreundeten oder verwandten Seite zu Hilfe kamen. Der Samstagabend vor der Shisha – Bar bleibt noch im Dunkel, hier fanden sich keine Bezüge zwischen der Massenschlägerei von 50 Personen zum Eifersuchtsdrama der jungen Leute. Laut Polizeisprecher Andreas Loepki „resultierten die Ereignisse vom Freitag und Sonntag aus einem Konflikt zwischen zwei Großfamilien mit Migrationshintergrund (1x syrische Kurden, 1x iranische Wurzeln).“
Im Zuge der Auseinandersetzung vom Sonntag seien dabei „zwei junge Männer vorläufig festgenommen, aber noch in der Nacht wieder auf freien Fuß gesetzt“ worden, so Loepki weiter. „Die Sachverhalte von Samstag und Sonntag stehen offenbar nicht im Zusammenhang.“
Im Ergebnis der Auseinandersetzungen hatte „die syrische Großfamilie am Montag die PD Leipzig aufgesucht, um eine andere Unterbringung zu erreichen.“ Seither ist der überwiegende Teil der Familie durch das Sozialamt der Stadt mit Hilfe der Kirche in Taucha einquartiert worden. Während nun, so Loepki „das Gebiet der Eisenbahnstraße bis auf Weiteres verstärkt bestreift“ wird, scheint sich die Situation hinter den Kulissen zu beruhigen. Keiner der beiden Seiten ist derzeit an einer weiteren Eskalation gelegen, der entstandene Schaden ist bereits groß genug.
Nach L-IZ – Informationen wollen nach einem ersten Gespräch am heutigen Tage beide Seiten im Laufe der Woche mit dem ortsansässigen SPD-Mitglied in seiner Funktion als Vermittler sprechen.
Da die Sache ein gerichtliches Nachspiel mit schweren Vorwürfen wie mindestens schwere Körperverletzung, im schlimmeren Fall versuchten Totschlages oder gar Mordversuch haben wird, steht diese Deeskalation derzeit im Vordergrund. Anwälte und Gerichte werden so oder so den Rest klären müssen.
Ebenfalls Thema bei den Gesprächen am heutigen Tage war die kuriose Arbeitsweise der Polizei im Viertel rings um die Eisenbahnstraße. Da sie nach der ersten Auseinandersetzung am Freitagabend keinerlei Zugang zu den jeweiligen Communitys und Ladenbetreibern auf der Magistrale zu haben scheinen, standen sie vor einem Rätsel. Derzeit gibt es keine klassischen Kontaktbeamten wie in anderen Großstädten, welche die Ladengeschäfte frequentieren und Beziehungen und informativen Austausch zu Händlern und wichtigen Personen im Viertel unterhalten.
Nach Meldungen des MDR möchte man nun statt mit einem Beamten rund um die Uhr mit zwei Polizisten pro Schicht im Kontaktbüro auf Kontakt warten. Der Rest der Streifen fährt derzeit Tag und Nacht im geschlossenen Wagen durchs Viertel und ab und zu finden verdachtsunabhängige Kontrollen statt. Vielleicht ist die Anzahl der eingesetzten Kollegen also nicht das Problem. Vielleicht ist es der fehlende präventive Ansatz im Gespräch mit den Akteuren vor Ort. Auch beim Thema Drogenprävention in Leipzig.
Dazu mehr im Laufe der Woche auf L-IZ.de.
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