Dass ein Kleintransporter als Mordwaffe dient, kommt nicht nur in Leipzig höchst selten vor. Am Dienstag rekonstruierte die Polizei ab 15 Uhr die Tötung eines 51-Jährigen, der sich am 25. März in der Schönefelder Allee im Bereich zwischen Zittauer Straße und Heinkstraße ereignet hatte. Eine 20-Jährige soll den Mann nach einem Streit vorsätzlich überfahren haben.
Der 51-Jährige war gegen 14 Uhr in der Schönefelder Allee von einem Fahrzeug erfasst worden und erlag später seinen schweren Verletzungen. Zuvor soll es einen Streit zwischen der Fahrerin (20) sowie dem späteren Opfer und weiteren Personen gegeben haben.
Die Täterin setzte sich daraufhin in ihren Kleintransporter und gab Gas, obwohl sich ihr Opfer unmittelbar vor dem Fahrzeug befunden hatte. Der Mann konnte sich zunächst an dem Transporter festklammern, soll in der Folge aber auf die Straße geschleudert und von der Frau überfahren worden sein.
Die Staatsanwaltschaft geht von Vorsatz aus. Die Täterin sitzt in Untersuchungshaft, der Haftbefehl lautet auf Mord. Die Beschuldigte stellte sich einen Tag nach der Tat im Beisein ihres Verteidigers den Behörden, äußerte sich jedoch bisher nicht zum Tatgeschehen.
Weil sich die Angaben der Augenzeugen teils widersprechen, erhofften sich die Ermittler und Gutachter von der Rekonstruktion Erkenntnisse zum tatsächlichen Ablauf. “Man versucht, die wahrscheinlichste Variante herauszufinden”, erklärte Polizeisprecher Alexander Bertram. An dem aufwendigen Ortstermin nahmen neben den Ermittlern der Mordkommission zahlreiche Bereitschaftspolizisten, ein Staatsanwalt, Sachverständige und mehrere Zeugen teil.
Für Zaungäste und Pressevertreter verläuft der Ortstermin unspektakulär. Ein dunkelgrüner Mercedes 210D fuhr mehrmals die abgesperrte Straße auf und ab. Pinke Farbe markierte auf der Fahrbahn den Ort, an dem das Mordopfer von dem Transporter überrollt wurde. Jede Aktion wurde exakt dokumentiert. Polizisten filmten das Geschehen mit mehreren Kameras.
Aufwendige Tatrekonstruktionen sind selbst in Polizeikreisen nichts Alltägliches, zur Aufklärung mancher Verbrechen aber unvermeidlich. Ermittler und Gutachter lassen von Polizeibeamten mehrere Szenarien simulieren, um dem wahren Tathergang auf die Spur zu kommen. Die gewonnenen Informationen fließen in die weitere Ermittlungsarbeit mit ein.
Für Außenstehende, die mit den Akten nicht vertraut sind, ergaben sich am Dienstag dagegen keine neuen Erkenntnisse zu dem außergewöhnlichen Mordfall.
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