Seit Dienstag müssen sich zwei Anhänger von Erzgebirge Aue vor dem Leipziger Amtsgericht verantworten. Michael S. (27) und Kevin S. (22) sollen am 22. August 2014 einen RB-Fan (22) und dessen Vater (50) in der Jahnallee attackiert und einen Schal geraubt haben. Dabei schlugen und traten sie laut Anklageschrift auf die beiden Männer ein.
Rückblende: Am 22. August empfing RB Leipzig in der 2. Bundesliga Erzgebirge Aue. Die Leipziger gewannen 1:0. Michael S. und Kevin S. waren zusammen mit ihrem Freund Tilo R. im Auto angereist. Das Spiel verfolgte das Trio in einer Kneipe. Denn Kevin S. und Tilo R. haben bundesweit Stadionverbot. “Warum fährt man dazu nach Leipzig?”, erkundigte sich Amtsrichterin Ute Pisecky. “Das macht man halt so”, antwortete R. halbherzig.
Tatsächlich reisen erlebnisorientierte Fußballfans, die nicht ins Stadion gehen dürfen, mitunter hunderte Kilometer, um die Partien ihres Lieblingsclubs vor dem Stadiontor oder einer lokalen Kneipe zu verfolgen.
Bei den Aue-Fans saß der Frust über die knappe Niederlage tief. Das Trio sammelte am Stadion zwei Bekannte ein und machte sich auf den Heimweg. Weit kamen die Männer nicht. An der Kreuzung Cottaweg/Jahnallee musste Fahrer Tilo R. stoppen. Die Fahrzeuge auf der Magistrale haben Vorfahrt. Michael S. erspähte auf dem Fußweg den RB-Fan Kevin C. (22), der seinen Fanschal um den Hals trug.
Der bullige Security-Mann stürmte aus dem Auto und ging den Azubi körperlich an. Kevin S. stieg aus, um seinem Kumpel zu helfen. Kevin C. und sein Vater Andreas A. (50) stürzten zu Boden. “Heute ist mir unbegreiflich, wie ich mich zu so einer sinnlosen Aktion hinreißen konnte”, berichtete Michael S.. Kevin S. bestritt dagegen, in die räuberische Aktion involviert gewesen zu sein.
Die Einlassungen der beiden Männer wirkten aufeinander abgestimmt. Ihre drei Begleiter schienen sich ebenfalls abgesprochen zu haben. Keiner der Aue-Fans möchte die Rangelei bemerkt haben. Die Sicht war schlecht. Man habe mit dem Handy herumgespielt und keine Augen für die Umwelt gehabt. Deshalb war Martin G. (22) nicht davon abzubringen, dass das Auto an einer Ampel gestoppt habe. Tatsächlich, so bestätigte es ein Polizeibeamter, befindet sich an der Kreuzung gar keine Signalanlage. Richterin Pisecky fühlte sich von den Fans veralbert. “Wir sind hier nicht beim Kasperle-Theater.”
Mehrere Polizisten hatten den Angriff mit eigenen Augen wahrgenommen. “Da sind überall Laternen”, schilderte Rene R. (39), der die Angreifer in einem zivilen Fahrzeug verfolgte. Der Polizeiobermeister belastete beide Angreifer gleichermaßen. Und er bestätigte deren gewalttätiges Vorgehen. “Da wurde geschlagen und getreten.”
Der Prozess wird fortgesetzt.
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