Ricardo P. (15), Ratnik G. (17) und Jan I. (23) müssen sich seit Mittwoch vor dem Landgericht für zwei Überfälle auf Konsum-Märkte in Leipzig-Grünau verantworten. Bei beiden Taten hatten die Räuber, mit Pistolen in der Hand, Geld und Zigaretten erpresst. Als Inspiration diente den Ganoven offenbar ein populäres Videospiel. Alle Angeklagten legten zum Prozessauftakt Geständnisse ab.
Über manche Fragen kann man eigentlich nur erstaunt sein. „Hast du Lust einen Laden zu überfallen?“ Diese Frage soll Ricardo P. Anfang Februar 2014 seinem Mitangeklagten Jan I. sinngemäß gestellt haben. Der Grundstein für zwei Raubüberfälle auf Konsum-Märkte in Grünau. Die Idee soll P. zusammen mit Ratnik G. kurz zuvor ersonnen haben.
Inspiration für die Taten soll das populäre Videospiel „Grand Theft Auto“ (GTA) gewesen sein. In dem Rollenspiel schlüpft der Spieler in die Haut von knallharten Gangstern. „Die Idee kam von mir, weil ich das Spiel zu Hause hatte“, schilderte Ratnik G. der 3. Strafkammer. „Man kann alles machen. Alles“, beschrieb der Möchtegern-Ganove das Spielprinzip.
Das Trio ging bei den beiden Überfällen nach demselben Muster vor. Die Räuber setzten sich Masken auf und stürmten in die Geschäfte. Mit zwei ungeladenen Schreckschusspistolen zielten zwei Männer auf die Verkäuferinnen an den Kassen. Der Dritte benutzte für die Durchsetzung seiner Forderungen einen Teleskopschlagstock. „Zum Glück waren wir allein“, meinte Ratnik G. Bei den Überfällen kam niemand zu Schaden.
„Was hat die Geschichte gebracht?“, wollte der Vorsitzende Nobert Göbel wissen. „Ich hatte 120 Euro“, antwortete Ricardo P. hinsichtlich seiner Beute beim ersten Raub am 4. Februar. „Ich hatte mehr erwartet.“ Lief bei der Premiere alles reibungslos, gerieten die Angeklagten bei der zweiten Tat unter Druck. Die Männer verloren sich auf der Flucht unter Blaulicht, wurden aber nicht gestellt.
Nach eigenen Angaben erbeuteten die Leipziger bei den Raubzügen insgesamt rund 900 Euro und mehrere Päckchen Zigaretten. Ratnik G. schaute regelmäßig im Internet nach Neuigkeiten über seine Taten nach. „Ich habe im Internet gelesen, dass Deo Alkohol enthält und Fingerabdrücke vernichten kann“, so G. zu seinen Vertuschungsversuchen. Die beiden Pistolen hatte er im Anschluss der zweiten Tat in einem Gebüsch entsorgt. Sie wurden bis heute nicht gefunden.
Alle drei sind in der Vergangenheit bereits mit dem Gesetz in Konflikt gekommen und vorbestraft. Ricardo P. und Jan I. sitzen zurzeit in Haft. Für den Prozess sind drei weitere Verhandlungstermine angesetzt.
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