Mit der Razzia gegen das Online-Portal "Shiny Flakes" gelang der Leipziger Polizei am 26. Februar ein spektakulärer Schlag gegen die Drogenkriminalität. Wie bei einer Pressekonferenz am Donnerstag bekannt geworden ist, konnten die Ermittler 360 Kilo illegaler Substanzen aus dem Verkehr ziehen. Der Betreiber, ein Kurier und fünf Kunden sitzen in Untersuchungshaft.
Polizeipräsident Bernd Merbitz strahlte wie ein Honigkuchenpferd, als er der Leipziger Presse am Donnerstag das Ergebnis akribischer Ermittlungen präsentierte. “Das ist ein sensationeller Schlag gegen die Betäubungsmittelkriminalität in Leipzig und darüber hinaus.”
Nach mehrmonatigen Ermittlungen ließ das Rauschgiftdezernat am 26. Februar einen Leipziger (20) festnehmen, der den Online-Versandhandel “Shiny Flakes” betrieben hatte. Das Sortiment bestand aus nahezu allen gängigen biologischen und synthetischen Drogen mit Ausnahme von Heroin.
Der junge Mann belieferte aus der Messestadt Abnehmer im Kilobereich. Die Kunden saßen in erster Linie im deutschsprachigen Raum, aber auch im Ausland. Ein Käufer lebt beispielsweise in Indonesien. Der Großdealer verschickte die Bestellungen mit der Post. Die Kunden bezahlten die Ware mit Bitcoins – eine digitale Krypto-Währung, die sich im konspirativen Darknet großer Beliebtheit erfreut.
Nach Erkenntnissen der Ermittler existierte der Drogenshop seit Ende 2013. Ab Anfang 2014 war “Shiny Flakes” auch im sogenannten Clearnet, dem unverschlüsselt abrufbaren Internet, dass Jedermann mittels Webbrowser abrufen kann, zu erreichen. Die Server standen im Ausland.
Die Ermittler kamen dem Händler auf die Spur, weil etwa zur selben Zeit in Leipzig zwei Briefsendungen auftauchten, die Drogen enthielten. Die Einschreiben waren offenbar nicht ausreichend frankiert. Die Absender-Adresse stellte sich als falsch heraus. Bundesweit entdeckten Polizeibehörden im Laufe des Jahres 28 solcher Pakete und Briefe. Weitere Ermittlungen führten zu der Verbindung zu “Shiny Flakes”. “Es gelang in intensiver Kleinarbeit eine Person zu identifizieren”, berichtete Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz.
Dies war gar nicht so einfach. Denn der Drogen-Händler ging äußerst konspirativ vor. Die Beamten nahmen zunächst an, einer größeren Organisation auf der Spur zu sein. Aufgrund der digitalen Sendungsverfolgung konnten die Polizisten nachvollziehen, dass die Postsendungen im Raum Leipzig aufgegeben worden waren. “Wir sind davon ausgegangen, dass die Organisation ihren Sitz in Leipzig hat”, erklärte Drogenermittler Ralf Lingslebe.
Als sich der Ursprung auf mehrere Poststationen eingrenzen ließ, führten die Kriminalisten umfangreiche Observationen durch. Mit Erfolg. Am 26. Februar nahm die Polizei den Shop-Betreiber und einen Drogenkurier (51) fest. Über den Hauptverdächtigen ist bislang nur bekannt, dass er einen Schulabschluss in der Tasche hat, ein Gewerbe für IT-Dienstleistungen angemeldet hat und gemeinsam mit seiner Mutter eine Wohnung bewohnt hat.
Die Frau soll gegenüber den Ermittlern angegeben haben, von den kriminellen Geschäften ihres Sohnes nichts mitbekommen zu haben. “Er hat ein Zimmer in der elterlichen Wohnung gehabt, von dem er aus gehandelt hat”, beschrieb Kripochef Petric Kleine die häusliche Situation des Angeklagten.
Dort fanden die Ermittler in Regalen 320 Kilo verschiedenster illegaler Substanzen: Crystal, Haschisch, Ecstasy-Tabletten, Amphetamine, Kokain, LSD und Marihuana. Einen Großteil der Drogen bezog der Dealer nach Polizeiangaben aus den Niederlanden und Berlin. Weiterhin beschlagnahmten die Beamten 48.000 Euro in Bar und diverse Computertechnik. Außerdem stellten die Ermittler Bitcoins im Wert von rund 325.000 Euro sicher.
In abgefangenen Paketen entdeckten die Ermittler weitere 40 Kilogramm unterschiedlicher Drogen. Den Marktwert des Sensationsfunds beziffern die Rauschgift-Fahnder auf rund 4,1 Millionen Euro. Die bisherigen Umsätze von “Shiny Flakes” sollen sich auf rund eine Million Euro belaufen.
Die Ermittler konnten mittlerweile die Webserver beschlagnahmen, auf denen der Dienst gehostet war. Seit Mittwochnachmittag wirbt die Polizei unter der Domain des Drogenshops für ihre Nachwuchskampagne. Am Mittwoch rückten aufgrund neuer Erkenntnisse abermals Polizisten aus. Die Beamten führten 38 Hausdurchsuchungen in mehreren Bundesländern durch, etwa in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin. Die Bilanz: Fünf Verdächtige konnten inhaftiert werden. Die Ordnungshüter stellten mehrere Kilo Betäubungsmittel und mehrere tausend Euro sicher.
Keine Kommentare bisher
Die Ermittler stellten BitCoins sicher? Wie geht das bei einer digitalen “Währung”?