Es handelt sich um einen der grรถรten Drogenfunde in der Leipziger Kriminalgeschichte. Wie L-IZ.de aus Justizkreisen erfahren hat, fanden Ermittler am 27. Februar rund 320 Kilo verschiedenster illegaler Substanzen. Ein 20-Jรคhriger hatte die Drogen gehortet, um sie รผber den Webversand "Shiny Flakes" gewinnbringend zu verkaufen. Am Mittwoch fรผhrten die Ermittler bundesweit weitere Hausdurchsuchungen durch.
Fast zwei Jahre lang belieferte der Versandhandel seine Kunden kiloweise mit Drogen wie Kokain, Crystal, LSD, Speed und Marihuana. Offenbar wurde der illegale Dienst, dessen Homepage weiterhin erreichbar ist, von der Messestadt aus betrieben. Bei dem mutmaรlichen Betreiber handelt es sich um einen jungen Leipziger, der mit seiner Mutter eine gemeinsame Wohnung bewohnt hat.
Die Frau soll gegenรผber den Ermittlern angegeben haben, von den kriminellen Internet-Aktivitรคten ihres Sohnes nichts mitbekommen zu haben. โDie Mutter hat tatsรคchlich wohl von nichts gewusst, da sie das Zimmer meines Mandanten nie betreten hatโ, berichtet Strafverteidiger Stefan Costabel, der den Versandhรคndler anwaltlich vertritt. Der Mann schweigt zu den Vorwรผrfen.
Wie L-IZ.de erfuhr, soll der Leipziger Betreiber allzu leichtfertig mit seinen persรถnlichen Daten umgegangen sein. Testkรคufe fรผhrten die Drogenfahnder auf seine Spur. Mittlerweile sitzt der 20-jรคhrige Dealer in Untersuchungshaft. โBei dem Beschuldigten sollen groรe Mengen Betรคubungsmittel gefunden worden seinโ, bestรคtigte Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz. Am heutigen Mittwoch fanden bundesweit weitere Durchsuchungsmaรnahmen bei mehreren Verdรคchtigen statt. Die Behรถrden mรถchten am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz รผber den Stand des Verfahrens informieren.
โShiny Flakesโ kopierte mit seinen Sicherheitsstandards, um Anonymitรคt zu schaffen, den vormaligen Marktfรผhrer โSilk Roadโ, dessen Betreiber Ross William Ulbricht in den USA im Januar verurteilt wurde. Der Drogen-Versand hatte einen โHidden Serviceโ รผber eine Adresse im Tor-Netzwerk angeboten. Dieses funktioniert nach dem Zwiebelprinzip. Anfragen werden verschlรผsselt und รผber mehrere sogenannte Netzwerk-Knoten verschickt. An welchem Ort die versteckte Webseite betrieben wird, kann nur sehr schwer festgestellt werden.
Eine Besonderheit an โShiny Flakesโ war, dass der Webshop auch ohne diese Software unter einer gewรถhnlichen Domain erreichbar gewesen ist. Kunden mussten ihre Rechnungen mit โBitcoinsโ begleichen. Bei den digitalen Mรผnzen handelt es sich um eine elektronische Wรคhrung, die auf verschieden kryptographischen Algorithmen beruht. Bei diesem Zahlungsmittel existieren nur Bitcoin-Adressen โ vergleichbar mit einer Kontonummer. Jeder Internetnutzer kann diese Codes generieren.
Der Fall reiht sich ein in eine Reihe grรถรerer Drogenfunde in den letzten Jahren. Erst im vergangenen November hatte die Polizei in der Messestadt 2,9 Tonnen des Crystal-Grundstoffs Chlorephedrin entdeckt. Hauptbeschuldigter ist ein 32-Jรคhriger Chemikalien-Hรคndler aus Leipzig, der den Stoff als Mitglied eines deutsch-tschechischen Drogenrings im europรคischen Ausland produzieren und nach Leipzig liefern lieร. Mit der weiรen Substanz hรคtten schรคtzungsweise 2,3 Tonnen Crystal produziert werden kรถnnen.

Update: Polizei erlaubt sich auch mal einen Spaร
Gefreut haben sich die Fahnder offensichtlich รผber den Ausgang der Ermittlungen. Denn seit heute prangt auf der Seite www.shiny-flakes.to dieses Bild. Damit zeigt die Leipziger Polizei an: Jetzt sind wir also Chef im Ring und macht gleich mal ein bisschen Werbung fรผr ihren Berufsstand.
So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
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