Am 7. Juni 2014 tötete Sebastian S. (23) seine Bekannte Jasmin K. auf dem Heimweg von der Diskothek. Der Angeklagte hat den Mord an der 19-jährigen Frohburgerin eingeräumt. Die Beweislage spricht glasklar gegen den jungen Mann. Das Landgericht bemühte sich am Dienstag um die Aufklärung weiterer Details im Ablauf der Tage nach der verhängnisvollen Nacht.
Sebastian S. konsumierte zeitnah zu dem brutalen Mord, der ihn einiges an Kraft gekostet haben muss, offenbar biologische Drogen. Zwei Polizeibeamte klapperten am Vormittag nach der Diskonacht mögliche Kontaktadressen Jasmins ab, die zu diesem Zeitpunkt von ihren Eltern schon als vermisst gemeldet worden war.
Gegen 9 Uhr trafen die Ordnungshüter bei dem Einfamilienhaus in Hopfgarten (LK Leipzig) ein, das Sebastian S. seinerzeit gemeinsam mit Mutter und Großmutter bewohnte. Dort fanden sie S. in einem hilflosen Zustand vor. Der Mörder kauerte auf dem Fußboden, klagte über Rückenschmerzen, Hände und Knie wiesen Schnittwunden auf. “Er konnte krabbeln wie ein Baby”, berichtet Polizistin Julia A. (24). Neben S. lag eine zerbrochene Bong. Ein Drogen-Schnelltest schlug positiv auf Marihuana, Opiate und Kokain an.
Die Polizisten riefen den Rettungsdienst, der S. nach Borna ins Krankenhaus transportierte. In der Klinik angekommen, ging S., der für die Polizei zu diesem Zeitpunkt nur der Zeuge gewesen ist, welcher Jasmin als letztes lebend gesehen hatte, auf die Beamtin los. Hatte er sich unterwegs noch ruhig bis hilflos verhalten, kehrten in der Notaufnahme wie aus dem Nichts seine motorischen Reflexe zurück.
“Ich hatte das Gefühl, dass er zu diesem Moment kein Schmerzempfinden hatte”, berichtet A. Ein Indiz für Crystal-Konsum. Die Ordnungshüterin, Sanitäter und Klinikpersonal bekommen S. nur gewaltsam ruhiggestellt. Bizarr: Trotz mehrfacher Nachfrage negierte dieser, Jasmin K. überhaupt zu kennen. “Ich hatte zu jeder Zeit das Gefühl, dass er meine Fragen verstanden hat”, so die Polizistin.
Tags darauf ist die Erinnerung zurückgekehrt. Längst findet rund um Frohburg eine großangelegte Suche nach Jasmin statt, an der sich viele Freunde und Bekannte der Vermissten beteiligen. Gegenüber einem Kriminalisten bietet Sebastian S. seine Hilfe an. “Er fragte mich, ob er sich an der Suche beteiligen solle, traute sich aber nicht”, erinnert sich Andreas R. (47). Ein Ablenkungsmanöver? Oder erste Gewissensbisse?
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Noch war S. ein Zeuge, ein mustergültiger dazu. Ohne Murren fuhr er mit den Beamten nach Borna auf’s Revier, um den (angeblichen) Hergang des Disko-Abends zu schildern. Freiwillig überreichte er die Bekleidungsstücke, die er in jener Nacht getragen haben wollte. Dass er tatsächlich andere Klamotten trug, entlarvten erst später Aufnahmen aus der Diskothek.
Am Montag entdeckten Passanten auf einem Feldweg bei Hopfgarten das Auto, mit dem Jasmin, Sebastian und ein weiterer Bekannter in der Nacht zum 7. Juni in die Disko gefahren waren. Oberstaatsanwältin Claudia Laube machte S. zum Beschuldigten. Die Festnahme erfolgte beim Verdächtigen daheim. “Die Mutti brach regelrecht zusammen”, berichtet Andreas R. Der ertappte Mörder nahm dagegen resigniert auf dem Treppenabsatz Platz und ließ sich widerstandslos abführen.
Sebastian S. soll Jasmin K., nachdem der gemeinsame Kumpel in Otterwisch das Fahrzeug verlassen hatte, auf dem Weg nach Hopfgarten anhalten haben lassen. Bei dem kurzen Zwischenstopp überwältigte er die Frau und fügte ihr bereits potenziell tödliche Kopfverletzungen zu. Sodann fuhr er das Auto zu seiner Wohnung. Dort vergewaltigte und erdrosselte er die bewusstlose Frau. Anschließend versuchte S. erfolglos, das Fahrzeug mit Jasmins Leiche im Kofferraum in einem nahegelegenen Weiher zu versenken.
Der Prozess wird fortgesetzt. Ein Urteil wird Ende Januar erwartet. Sebastian S. droht lebenslänglich.
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