Das Verhältnis von Legida zur Presse ist zwiespältig. "Lasst die Pressevertreter ihre Arbeit machen", forderte ein Redner am Mittwoch. Einige Teilnehmer des zweiten "Spaziergangs" der in Teilen rechtsextremen Bewegung hatten Gegenteiliges im Sinn. Spätestens als der Aufzug in die Windmühlenstraße einbog, gingen rechte Schläger mehrfach auf Medienvertreter los. Im Peterssteinweg traten die Gewalttäter vor den Augen der Polizei auf einen Fotografen ein. Der Kollege erlitt Verletzungen. Teile seiner Ausüstung wurden zerstört.
Marcus Fischer begleitet neben der L-IZ.de auch für anderen Medien regelmäßig das Demonstrationsgeschehen in Ostdeutschland. In den vergangenen Wochen unter Anderem die PEGIDA-Demonstrationen in Dresden, seit Neuerem auch Legida in Leipzig. Als die Legida-Demonstration am gestrigen Mittwoch, 21. Januar gegen 20.22 Uhr die Ersatzhaltestelle im Peterssteinweg erreichte, stürmten mehrere Vermummte auf Fotografen und Kameraleute zu, die sich vor dem Aufzug aufhielten.
“Ich lief zu dem Zeitpunkt rückwärts und übersah dabei eine Bordsteinkannte und stürze somit auf den Rücken”, beschreibt Fischer die Szene. “Direkt kamen mehrere Teilnehmer auf mich zu und ich bekam mindestens einen Tritt ab.” Fischer rappelte sich auf und flüchtete. Allerdings holte ihn ein Legida-Unterstützer ein und riss ihn abermals zu Boden. “Ich wurde mindestens von einer weiteren Person getreten”, so Fischer.
Beim zweiten Sturz erlitt der Fotograf eine Prellung und eine große Wunde am rechten Knie, außerdem Abschürfungen an Hüfte, Ellenbogen und einer Hand. Teile von Fischers Ausrüstung gingen zu Bruch. Ein Objektiv sowie ein Batteriegriff sind nicht mehr zu benutzen. Der Schaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf mehrere hundert Euro.
Das erschreckende am Vorgang: Die Polizei, die den Aufzug mit einem Großaufgebot absicherte, nahm die Angreifer nicht vor Ort fest. Die Beamten hielten es auch nicht für nötig, den Legida-Marsch vorübergehend zu stoppen. Dass dieser von Beginn an von einer größeren Gruppe aus gewaltbereiten Neonazis und Hooligans angeführt wurde, war für die Polizisten kein Grund, um die Teilnehmer in einem geschlossenen Spalier zu begleiten.
Selbst als sich die Schläger mit Steinen aus dem Gleisbett der Straßenbahn bewaffneten, änderten die Ordnungshüter ihr großzügiges Vorgehen keineswegs. Dabei hätten auf diese Weise die Angriffe gegen die Journalisten wahrscheinlich verhindert werden können.
Die Beamten störten sich auch nicht an den massiven Verstößen gegen das Versammlungsgesetz durch jenes Hooligan-Klientel. Die Gewaltbereiten waren über weite Teile der Wegstrecke vermummt. Kein vorübergehender Stopp des Aufzugs. Keine Durchsagen in Richtung der Teilnehmer. Und erst Recht keine Androhungen, die Versammlung wegen der Straftaten vorzeitig aufzulösen.
Die Attacke gegen Marcus Fischer war letztlich nicht der einzige unrühmliche Vorfall an der Demo-Spitze. Versammlungsleiter Silvio Rösler hatte sogar die eigenen Ordner nicht unter Kontrolle. Ein junger Mann mit weißer Armbinde hindert Kameraleute und Fotografen immer wieder offensiv daran, ihrer Arbeit nachgehen zu können. Weitere betroffene Journalisten kündigten gegenüber L-IZ.de an, Strafanzeigen zu stellen.
Hinweis der Redaktion: Der Journalist hat die Nennung seines Namens gestattet.
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