100 waren letztlich wohl auf den Augustusplatz gekommen, auch wenn die Veranstalter bereits zum Start 15:30 Uhr mehr Teilnehmer mutmaßten. Aber das ist wohl immer so auf den Demonstrationen. Mit reichlich Skepsis kamen viele, im Vorfeld war unklar geblieben, wie dieser "Sonntagsausflug" einiger Montagsdemonstranten gemeint sein würde. Gleich zu Beginn wurde erläutert, dass es sich um eine Idee handele, nun einerseits zu versuchen, noch mehr Tage in der Woche für die Veranstaltung insgesamt zu belegen. Und so auch mehr Gäste wie beispielsweise Lars Mährholz nach Leipzig holen zu können. Es half alles nichts, am Ende brannte ein SUV der Berliner Gäste.

Das es irgendwie anders sein würde, als auf den mittlerweile etablierten Montagstreffen auf dem Augustusplatz war klar. Auch nach der Veranstaltung schweigen die Leipziger Veranstalter der Montagsmahnwache bei Facebook, haben offenkundig mit dem “Sonntagsausflug” nichts zu tun. Sie haben im Vorfeld nicht dafür geworben, am Sonntag den 15. Juni auf den Augustusplatz zu gehen, auch nach der Veranstaltung herrscht beredte Stille. Die Gründe könnten auch im Angesicht der Vorbereitungen und der Vorfälle am Sonntag einfach sein.

Während sich die Montagsdemo damit abgefunden hat, die AntiFa als friedliche Dauergäste zu dulden und so eine Koexistenz auf der Ebene gegenseitiger Akzeptanz im Sinne des Friedens zu praktizieren, war beim “Sonntagsausflug” letztlich alles neu, teilweise anders und Lars Mährholz in jedem Fall ein spezieller Gast.
Fast folgerichtig kamen auch bis auf eine Dame aus Halle (S.), die auf ihre persönlichen Erfahrungen mit Russen und Ukrainern verwies, um daraufhin den westlich forcierten Krieg im östlichen EU-Nachbarland anzuprangern, alle weiteren Redner aus Berlin, Umgebung oder von noch weiter weg. Statt des Banners “Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus” nun eines mit “Freiheit”. Und statt Rednern aus Leipziger Kreisen und “Open Mike” standen nun professionelle Redner, vor Ort als “tolles LineUp” angekündigt, wie der Sänger Prince Chaos, Lars Mährholz, Lea Frings (Die Linke, Kreisverband Köln) und Rico Handta von der Brandenburger Kleinpartei “Bürgerforum gerechte Zukunft” (BGZ) auf dem Programm und am Mikrophon. Letzterer erst treibende Kraft erster Stunde bei den Montagsdemos, doch der letzte Eintrag auf seiner Facebookseite dazu stammt vom April 2014.

Dass die Ausdehnung auf den Sonntag eher keine Erweiterung und stattdessen eine Aufsplittung sein würde, konnte man schnell an der kleinen Zahl der Demonstranten und dem Bemühen um Professionalität sehen. Die Kameradichte war hoch, doch das Interesse eher gering. Dafür war an diesem Sonntag eine Menge Sendungsbewusstsein angekündigt.
Endgültig vorbei war es mit der Vorplanung jedoch in dem Moment, als graue Rauchschleier vom Georgiring aufstiegen. Lars Mährholz hatte noch nicht gesprochen, als es hektisch unter den Veranstaltern wurde. Teile der Besucher und zirka 10 anwesenden Gegendemonstranten gingen gegen 16:15 Uhr erst einmal nachschauen, was da offenkundig brannte, Vertreter der Veranstalter ebenfalls. Mährholz folgte und sah eine zerstörte Motorhaube eines SUV der Marke “Dodge” direkt vor dem Gebäude der LVB-Zentrale am Ring.

Kurz darauf hatte die Feuerwehr den Brand gelöscht und die anwesende Polizei suchte Zeugen. Auf L-IZ – Nachfrage bestätigte sie später am Abend, dass der Pkw sichergestellt wurde und die Untersuchung der Brandursache am Montag beginnen würde. Der Pkw der Marke “Dodge” sei von einem Versammlungsteilnehmer, das Nummernschild aus Berlin. Man ahnt, wem der Pkw gehören könnte.

Mitte der Woche sei damit zu rechnen, dass die Polizei genau sagen könne, ob es sich um einen Brandsatz oder eine andere Ursache gehandelt habe. Angesichts der schwarzen Brandspuren auf der Motorhaube und einem kurz darauf aufgetauchten Bekennerschreiben im Netz wohl eher eine Untersuchung, um hier ganz sicher zu gehen.
Der Disput daraufhin vor Ort veränderte sich spürbar. Rico Handta erteilte den Gegendemonstranten vom Mikro aus erst ein Platzverbot als Veranstaltervertreter, um sich anschließend jedoch mit den heftig Protestierenden in ein Gespräch zu begeben. Diese wiesen darauf hin, dass sie die ganze Zeit vor Ort gewesen seien. Man einigte sich auf ein Bleiben, kurz darauf erfolgte die Erneuerung des Platzverweises, welchen die Polizei durchsetzte.

Offenkundig war die Frage des Umgangs mit einer solchen Situation schwierig für alle Veranstaltungsvertreter. Lars Mährholz bat statt einer Ansprache zum Frieden auf der Welt einen der Gegendemonstranten ans Mikro, damit dieser ihm eine Frage stellen könne. Prompt ging es um Antisemitismus und eine rechte Vergangenheit, welche Mährholz immer wieder unterstellt wird (siehe Link am Ende).

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Auch Stéphan Simone ergriff kurzzeitig das Mikro und beschuldigte offen “die AntiFa” zu solchen Mitteln wie Brandanschlägen zu greifen und wies dabei immer wieder auf die Gruppe der Gegendemonstranten. Bis ihm Handta den Ton abstellen ließ. Am Ende dieser wenig friedlichen Debatte erneuerte Handta den Platzverweis. Unter dem Protest der Beschuldigten brachte die bereits verstärkte Polizei die Abgewiesenen zur gegenüberliegenden Haltestelle auf dem Augustusplatz, wo die Debatte über diesen Schritt noch länger lief.

Kurz nach 17 Uhr war die L-IZ.de nicht mehr vor Ort. Was danach geschah, hat sicher eine der vielen Kameras eingefangen. Von Frieden jedenfalls war bis dahin wenig zu spüren.

Das Bekennerschreiben auf Facebook vom “Subcomandante Marcos”, 15. Juni 17:11 Uhr: #frieden beginnt mit dem sorgsamen umgang unserer resourcen. die zapatistas bekennen sich zum brandanschlag auf den suv der scheinbar, in leipzig ungebetenen gäste. es bestand zu keiner zeit gefahr für die passanten. damit sollte sichergestellt sein, dass unsere botschaft angekommen ist. finger weg von der verfassung und ran an die veganen würstchen

subcomandante marcos #teamzapatista #naoworldcup ps traktoren sind die besseren geländewagen

Zum Artikel vom 17. Juni 2014 auf L-IZ.de
Montagsdemo: Polizei zum Pkw-Brand auf “Sonntagsausflug” – Kein Brandanschlag

Artikel von Vice.com über Lars Mährholz

http://www.vice.com/de/read/montagsdemo-initiator-lars-maehrholz-verschweigt-seine-rechte-vergangenheit-kenfm-juergen-elsaesser

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