Diebstahl lohnt sich nicht. Das Amtsgericht Leipzig verurteilte am heutigen Dienstag einen 24-jährigen Serien-Einbrecher zu drei Jahren Haft. Der Leipziger war in Wohnungen und Geschäftsräume eingestiegen, um seine Crystal-Sucht zu finanzieren.
David C. kann ein liebenswerter Mensch sein. Als ihn Richter Peter Weber nach seiner Tochter (4) fragt, hellt sich die Miene des Serientäters kurz auf. Zuvor gesteht der 24-Jährige, der weder Schulabschluss noch Ausbildung in der Tasche hat, im Februar und März 2013 sechs Einbrüche im Leipziger Westen begangen zu haben.
Der kantige Dieb hat es auf alles abgesehen, was sich zu Geld machen lässt. Geld, Zigaretten, Computer, Digitalkameras, ja sogar 20 Tätowiermaschinen. Die Beute verhökert David C. in An- und Verkaufsläden. In zwei Fällen deuten Spuren auf einen Komplizen hin. Zudem macht der Portugiese, dessen bisheriges Leben einer dramatischen Leidensodyssee gleicht, keine Angaben.
In seiner Heimat habe er ziemlich viel Mist gebaut, erzählt der Angeklagte. Die Mutter habe ihn und seine zwei Schwestern deswegen im Jahr 2000 nach Deutschland gebracht. Dort lebten bereits Verwandte der Familie. David C. lernte Deutsch. Heute spricht er unsere komplexe Sprache besser als seine Muttersprache. Der geladene Dolmetscher hat einen arbeitsarmen Vormittag.
Mit 15 habe er erstmals zu Drogen gegriffen. Erst Marihuana, dann Ecstasy, seit sieben bis acht Jahren Crystal. Zuletzt ein bis eineinhalb Gramm täglich. Wie viel ein Gramm kostet, möchte der Vorsitzende wissen. Achtzig Euro, antwortet der Beschuldigte. Ob er bereits eine Therapie versucht habe? Ja, im Maßregelvollzug. Wegen versuchten Diebstahls, schweren Raubs, schwerer räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung wanderte der Leipziger für vier Jahre und acht Monate in den Jugendknast.
Die Entzugstherapie unter staatlicher Aufsicht bricht er nach einem Jahr Orientierungsphase ab. Nach seiner vorzeitigen Entlassung gerät er wieder an die kristalline Substanz mit der gefährlichen Wirkung. Der Suchtdruck ist immens. Seine Einbrüche dilettantisch. An mehreren Tatorten hinterlässt der Dieb Fingerabdrücke und DNA-Spuren.
Die Staatsanwältin spricht von einer “erheblichen kriminellen Energie”, beantragt unter Einbeziehung einer Vorstrafe drei Jahre und sechs Monate Haft. “Wir haben es mit Leuten zu tun, die einfach krank sind. Die sind krank”, betont Verteidiger Matthias Luderer. “Wir stehen heute hier vor einem Phänomen, das wir im Saal nicht klären können.”
Gemeint ist die Gesetzgebung in Tschechien, dank der Kriminelle in rauen Mengen an den Crystal-Grundstoff Ephedrin gelangen. Die illegal produzierte Droge ist nahe der Grenze auf sogenannten “Asia-Märkten” erhältlich, wird obendrein in beträchtlichen Mengen geschmuggelt.
David C. wünscht sich mittlerweile eine Therapie-Möglichkeit. “Ich brauche mehr Hilfe und nicht mehr Strafe.” Sein Rechtsanwalt plädiert auf einem Jahr und acht Monate Gefängnis. Ob Bewährung oder nicht, möge bitte das Gericht entscheiden. Weber sucht den Mittelweg. Drei Jahre Gefängnis. Bewährung kommt bei dieser Strafhöhe nicht in Betracht.
Richter und Angeklagter werden sich demnächst wieder begegnen. Wieder wegen eines Einbruchs. Dann wird ein Komplize mit auf der Anklagebank sitzen. An der Schuld des Verurteilten besteht in dieser Sache kein Zweifel. “Der Sachverhalt trifft zu”, so der Täter.
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