In den Fall des Hakenkreuz-Tattoos, welches ein Kicker nach einem Volkssport-Spiel öffentlich zeigte, kommt wieder Bewegung. Kommenden Dienstag, 19. November findet vor dem Leipziger Landgericht die Berufungsverhandlung gegen den Enddreißiger statt. Doch auch der Fotograf, der die Szene ins Netz stellte, muss sich demnächst juristisch verantworten.

Mike L. war erstinstanzlich zu 3.440 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Im August 2011 hatte der Mann nach einem Spiel zwischen Lipsia Eutritzsch und Roter Stern Leipzig sein Trikot ausgezogen. Auf seinem Oberarm kam das stilisierte Hakenkreuz zum Vorschein. Vor dem Leipziger Amtsgericht bestritt der Hobby-Kicker, es würde sich um ein Hakenkreuz handeln. Damals erschien der Lipsia-Fußballer ohne Anwalt und erlitt mit seiner Verteidigung Schiffbruch. Das soll kein zweites Mal passieren. Deshalb lässt sich der Mann jetzt ausgerechnet von einem bekannten Szene-Anwalt vertreten.

Die Staatsanwaltschaft ermittelte nach Bekanntwerden des Vorfalls nicht nur gegen Mike L.. Ins Visier geriet auch der Roter-Stern-Betreuer Carsten S., der an dem Tag seine Kamera im Gepäck hatte, ein Foto machte und es im Anschluss im Netz veröffentlichte. Der ursprüngliche Vorwurf, er selbst hätte damit Kennzeichen von verfassungswidriger Organisationen verwendet, ließen die Ankläger zwischenzeitlich fallen. Zu groß war die mediale Empörung über das Vorgehen der Strafverfolger.

Doch weil er Mike L.’s Gesicht zum Zwecke von dessen Identifizierung nicht unkenntlich gemacht hatte, soll er sich am 17. Dezember wegen Verstoßes gegen das Recht am eigenen Bild verantworten. Im Mai hatte S. einem Strafbefehl widersprochen. Demnach wäre er zu einer Geldstrafe auf Bewährung verurteilt worden und hätte als Auflage für die Verfahrenseinstellung 250 Euro an ein Kinderhospiz überweisen sollen. Seltsam bleibt, dass sich unter den im Strafbefehl aufgeführten Beweismitteln das damals längst gesprochene Amtsgerichtsurteil gegen Mike L. nicht befand.

“Verfolgt wird derjenige, welcher eine Straftat mit neonazistischem Hintergrund öffentlich macht. Das ist für uns immer noch völlig unverständlich”, erklärt Roter-Stern-Sprecher Jens Frohburg zum anstehenden Gerichjtstermin gegen Carsten S.. Im Nachgang des Vorfalls bedankte sich auch Lipsia Eutritzsch für den Hinweis zum Gedankengut des Mike L. und setzte gegen ihn den Vereinsaustritt durch. In einer Stellungnahme begründete der Vorstand den Schritt dabei auch mit der sozialen Verantwortung eines Fußballvereins. Außerdem sprachen sich die Eutritzscher dem Roten Stern Leipzig gegenüber schriftlich für eine gemeinsame Linie für ein tolerantes Miteinander und gegen Neonazismus wie auch Menschenfeindlichkeit aus.

“Eine solche Haltung ist noch lange nicht in allen Vereinen Standard, weswegen wir explizit auch den Aktiven von Lipsia Eutritzsch gegenüber noch einmal unseren Respekt für deren entschiedenes Vorgehen aussprechen wollen”, so Frohburg.

Wie vor diesem Hintergrund das auslösende Foto von Carsten S. zu bewerten ist, wird ab 17. Dezember sicher nicht emotionsfrei zu klären sein.

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