Laut einem Medienbericht hat Hessens Justiz ein rechtsradikales Knast-Netzwerk enttarnt. Die "AD Jail Crew" ist bundesweit aktiv. Die selbsternannte Hilfsorganisation für Strafgefangene soll von Kassel aus Kontakte zu Inhaftierten in mehreren Bundesländern aufgenommen haben. In Sachsen möchte der Verein, der offenbar der Bikerszene entsprungen ist, über Drähte in die Justizvollzugsanstalten Leipzig, Dresden und Torgau verfügen.
Seit Oktober 2012 existierten Hinweise auf die Gründung des obskuren Vereins. In der Szene-Zeitschrift “Biker News” gab der Kasseler Neonazi Bernd T. die Gründung der Knastgang bekannt. Demnach seien die “14er” am 20. April 2012, Hitlers Geburtstag, in der Justizvollzugsanstalt Hünfeld ins Leben gerufen worden. Die Zahl “14” spielt in rechtsextremen Kreisen eine besondere Rolle. Sie steht sinnbildlich für die “Fourteen Words”, das Credo des US-ameikanischen Rechtsterroristen David Eden Lane. Auf deutsch lauten sie: “Wir müssen die Existenz unseres Volkes und die Zukunft für die weißen Kinder sichern. “
Der Verein, eine “wilde Horde aus verschiedenen Clubs”, möchte laut der Annonce über Ansprechpartner in 19 deutschen Haftanstalten verfügen. Ziel der Organisation: Die Unterstützung gleichgesinnter Häftlinge und deren Verwandtschaft. Zu den Aktivitäten sollen auch die ideologische Schulung der Inhaftierten gehört haben.
All dies ähnelt dem Vorgehen einer mittlerweile verbotenen Organisation. So war es bislang die Aufgabe der “Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige” eingesperrte Neonazis bei der Stange halten. Dies gelang offenbar auch ganz gut, bis zum Verbot der seinerzeit mitgliederstärkste Neonazi-Organisation durch den Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) am 21. September 2011. Der Christdemokrat begründete seine Entscheidung damit, dass es “nicht länger hinnehmbar sei, dass inhaftierte Rechtsextremisten durch die HNG in ihrer aggressiven Haltung gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung bestärkt” würden.
Vor diesem Hintergrund ist die sächsische Landtagsabgeordnete Kerstin Köditz (Die Linke) nun über die offenbare Unkenntnis zu den neueren Entwicklungen rings um die “Jail Crew” verärgert. Die Parlamentarierin hatte bereits Mitte Februar Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) nach seinen Erkenntnissen zu der ominösen Gang gefragt. Die Antwort fiel kurz und bündig aus: Keine. “Innenminister Ulbig wird seine notorische Blindheit nunmehr im Innenausschuss erklären müssen”, versprach Köditz nun im Nachgang der ersten Medienberichten am Dienstag dieser Woche.
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