Der Staatsanwaltschaft Leipzig und dem Rauschgiftkommissariat der Polizeidirektion Leipzig ist erneut ein Schlag gegen den zunehmenden Crystal-Handel in der Region Leipzig gelungen. Nach umfangreichen und intensiven Ermittlungen konnten bereits am Donnerstag letzter Woche fünf Beschuldigte im Alter von 21 bis 39 Jahren festgenommen werden. Die gefährliche Designer-Droge befindet sich derweil weiter auf dem Vormarsch.
Der Vorwurf klingt nicht neu. Vielmehr nach einem florierenden Geschäftsmodell in der Illegalität. Fünf Männer aus dem Landkreis Leipzig sollen teils bereits mehrfach und in wechselnder Besetzung mit verschiedenen Pkw in die Tschechische Republik gefahren sein, um dort die gefährliche Droge zu kaufen.
Am Donnerstag klickten im Zuge einer dieser “Beschaffungsfahrten” die Handschellen. Die anschließenden Hausdurchsuchungen führten zu Sicherstellung von 952 Gramm Rauschgift. Geschätzter Marktwert: 80.000 Euro. Darüber hinaus wurden unter anderem mehrere Computer sowie Speichermedien, Telefone und zwei bei den Taten verwendete Pkws vom Typ Audi A3 und Audi A6 sichergestellt.
Der Ermittlungsrichter hat gegen drei Beschuldigte (21, 24 und 24) antragsgemäß Haftbefehl wegen des Tatvorwurfs des bandenmäßigen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge erlassen und den Vollzug der Untersuchungshaft angeordnet. Zwei weitere Verdächtige (28 und 39) wurden im Ergebnis der ersten polizeilichen Maßnahmen nach ihrer vorläufigen Festnahme wieder entlassen.
Methamphetamin, wegen seines kristallinen Erscheinungsbildes liebevoll “Crystal” genannt, gilt unter Konsumenten als preiswerte Alternative zu Kokain und Heroin. Das Rauschgift wird üblicherweise in tschechischen Giftküchen produziert. Die Substanz wirkt nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, die am Mittwoch ihr “Jahrbuch Sucht 2013” vorgestellt hat, stimulierend auf das Zentrale Nervensystem, erhöht Herztätigkeit und Blutdruck, erzeugt Gefühle von Euphorie und verstärkter Wachheit.
In hoher Dosierung und bei regelmäßiger Einnahme kann sie für die Konsumenten sehr zerstörerische Folgen haben: Aggressivität und Gewalttätigkeit,Verfolgungswahn oder Suizid. Darüber hinaus führt der Konsum meist zu deutlichen und teils irreversiblen Defiziten der kognitiven Funktionen.Die Ausgangsstoffe kommen jedoch in vielen handelsüblichen Arzneimitteln vor, auch in Deutschland.
Im Raum Leipzig hat die rasch süchtig machende Substanz Insidern zufolge längst das Heroin vom Markt verdrängt. Trotz konträrer Wirkungsweise. “Offenbar ist den nordafrikanischen Opium-Großhändlern das Risiko, in Leipzig ertappt zu werden, aufgrund immensen Fahndungsdrucks mittlerweile zu groß”, berichtet eine Fahnderin. Im Jahr 2012 wurde etwa die Hälfte des beschlagnahmten Crystals in Sachsen festgestellt. Schuld ist die räumliche Nähe zur deutsch-tschechischen Grenze. In Tschechien wird die Todesdroge unter anderem auf den zahlreichen Asia-Märkten gehandelt, ist also für Dealer und Konsumenten leicht zu beschaffen.
Anhaltspunkte über die Verbreitung von “Crystal Meth” in Deutschland geben bisher v.a. Anzahl und Menge an Sicherstellungen durch die Polizei, die Anzahl der erstauffälligen Konsumierenden und Berichte aus Suchtberatungsstellen, nicht jedoch repräsentative Studien. Laut “Jahrbuch Sucht” ist die Problematik auf wenige Gebiete in Deutschland beschränkt. Die Droge wird vornehmlich in Sachsen sowie im bayrisch-tschechischen Grenzgebiet konsumiert. Es könne jedoch nicht automatisch abgeleitet werden, dass sich die Problematik in der gleichen Größenordnung auf die anderen Bundesländer übertragen wird.
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