Mindestens jeden dritten Tag ereignete sich in Sachsen 2012 ein rechtsmotivierter oder rassistischer Angriff. Dies teilten die Opferberatungsstellen der RAA Sachsen am Dienstag mit. Von 155 Angriffen im Jahr 2012 waren 215 Menschen direkt betroffen. In die Statistik fließen ausschließlich Gewaltdelikte ein. Damit sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr (186) rückläufig.
“Ein Rückgang ist vor allem in den beiden Städten Leipzig und Dresden zu beobachten”, berichtet Anita Hübler. “So wurden hier je 23 Angriffe im Jahr 2012 registriert, während 2011 noch 40 Angriffe in Dresden und 36 in Leipzig festgestellt wurden.” Diese erfreuliche Tendenz sei auch im Landkreis Vogtland zu verzeichnen, wo mit 3 Angriffen deutlich weniger Fälle gemeldet wurden als noch im Vorjahr (16). “Trotz dieses Rückgangs bestehen gerade in dieser Region länderübergreifend starke Neonazi-Strukturen”, so Hübler. “Von einer Dunkelziffer rechter und rassistischer Gewalt ist daher weiterhin auszugehen.”
Ein genauer Blick auf die Zahlen zeigt, dass die Anzahl der Angriffe in den Landkreisen weitgehend unverändert blieb oder zum Teil sogar anstieg. Als räumliche Schwerpunkte identifiziert die Statistik die Landkreise Leipzig und Bautzen, in denen mit jeweils 17 die meisten Angriffe gezählt wurden (2011: 11, 6). Es folgen Zwickau (16), Mittelsachsen (14) und Nordsachsen (11).
Ungeachtet des Rückgangs der Gesamtzahl nahmen rassistisch motivierte Angriffe zu. Erstmals richtete sich die größte Anzahl von Angriffen im Jahr 2012 nicht mehr gegen nicht-rechte oder Alternative (46), sondern gegen Menschen, die aufgrund von Rassismus angegriffen wurden (60).
Eine Ursache hierfür könnte die kontrovers und teils offen rassistisch geführte Debatte um die Unterbringung von Asylsuchenden sein. In einigen Regionen waren vermehrt Angriffe auf Asylbewerber und deren Unterkünfte zu verzeichnen. Politisch aktive Personen, die sich etwa gegen Neonazis engagieren, waren in 32 Fällen von Gewalttaten betroffen.
Am häufigsten handelt es sich bei rechtsmotivierten und rassistischen Angriffen um Körperverletzungen (91), gefolgt von Nötigungen, Bedrohungen und versuchten Körperverletzungen (49). Rechtsmotivierte Tötungsdelikte ereigneten sich 2012 keine.
Die Jahresstatistik zum Nachlesen als PDF zum download.
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