Manchmal braucht die Polizei eine Weile, bis sie den modernen Ganoven auf die Schliche kommt. Aber manche treiben ihr Spiel mit der unrechtmäßigen Bereicherung zu weit. Ein 35jähriger trieb seit 2008 ein besonders raffiniertes Spiel mit Versicherungsbetrug. Nach Angaben des 35jährigen wurde er seitdem Opfer von Raub, Diebstahl und Kfz-Einbrüchen - in 28 Fällen - hier ein Fahrrad, dort eine teure Sonnenbrille, unzählige Herrenbekleidung teurer Marken. Doch dann kam alles ans Licht, stellt die Polizei jetzt trocken fest.
Im August 2012 erstattete der Täter erneut Anzeige. Zwei teure Fahrräder im Wert von zusammen 1.600 Euro seien ihm nach eigener Angabe gestohlen worden. Hierzu bräuchte er die Bescheinigung zur Erstattung einer Anzeige von der Polizei. Zu diesem Zeitpunkt liefen schon umfassende Ermittlungen, und dies war der Moment, wo das gesamte Lügengerüst zusammenbrach, welches sich der Täter über Jahre hinweg aufbaute. Die vorläufige Festnahme, welche ihm durch die Ermittler eröffnet wurde, war der Anfang vom Ende einer langen Kette von Versicherungsbetrügereien.
Erstmalig im Mai 2012 fiel den Ermittlern auf, dass der Täter unverhältnismäßig oft Opfer von Diebstahl, Kfz-Einbruch und sogar Raubstraftaten wurde. Die zuletzt angezeigten gestohlenen Fahrräder ähnelten sich auffällig. Dies gab Anlass zu weiteren Ermittlungen. Die Listen gestohlen gemeldeter Gegenstände wiesen ebenso eine beachtliche Ähnlichkeit auf.
Als der Täter im August 2012 erneut auf einem Polizeirevier in Leipzig erschien, um eine Bescheinigung für die Versicherung über einen Fahrraddiebstahl abzuholen, wurde er von den Beamten der zentralen Bearbeitungsstelle im Deliktfeld Fahrraddiebstähle ins Vernehmungszimmer gebeten.
Inzwischen laufen etwa 60 Anzeigen gegen den Täter wegen Versicherungsbetrugs, Vortäuschen von Straftaten und Bankrott. Der ehemalige Angestellte wurde schon 2008 wegen Unterschlagung und Untreue von 130.000 Euro verurteilt. Sein in dieser Zeit ausfallend gewordener Lebensstil mit teuren Möbelstücken und Luxusreisen musste nun anders finanziert werden und der Täter entwickelte eine Betrugsstrategie, welche einen Schaden von insgesamt rund 60.000 Euro verursachte.
Es begann mit zwei Fahrrädern, die im Jahre 2008 durch ihn gestohlen gemeldet wurden. Die Versicherung zahlte recht schnell. Es war sehr einfach, und in kürzester Zeit war das Geld auf dem Konto. So ging es mit vorgetäuschten Einbruchsdelikten in sein Fahrzeug und seinen Keller bis hin zu fingierten Raubstraftaten weiter. Dabei wurden zur Anzeige zum Teil Dokumente vorgelegt, welche er selbst schon vor Jahren als gestohlen gemeldet hatte. Allein elf Anzeigen wegen gestohlener Reisepässe, Führerscheine und Personalausweise gingen bei der Polizei ein, listet diese nun auf.
Diese wurden allerdings nie neu beantragt. Oft wurden auch Verwandte des Täters als Geschädigte angegeben. Die Anzeigen erfolgten auf unterschiedlichen Polizeirevieren. Genaue Aufstellungen wurden oft nachgereicht, jedoch nie mit Individualkennzeichen wie Rahmen- oder Seriennummern. Die Versicherungen wurden ständig gewechselt, hierbei oft identische Rechnungsbelege bei den Versicherungen eingereicht.
Dies funktionierte über Jahre hinweg, bis zu jenem Tag im August 2012. In der Wohnung des Täters wurden umfassende Beweise in Form von Unterlagen und als vermeintlich gestohlen gemeldete Gegenstände gesichert. Der Täter ist derzeit wieder auf freiem Fuß, und es laufen ebenfalls Ermittlungen wegen Bankrotts. Der Täter machte zum Zeitpunkt der Eröffnung seiner Verbraucherinsolvenz falsche Angaben, was aus den beschlagnahmten Unterlagen ersichtlich wurde. Ob Angehörige in die Versicherungsbetrügereien involviert sind, werde derzeit noch ermittelt. Es handele sich hier um einen einzigartigen Fall mit hoher krimineller Energie – über Jahre hinweg. Dies erreichte im Laufe der Zeit eine beachtliche Dimension, die – so meint die Polizei – der Polizei und den Versicherungen irgendwann auffallen musste. Die Ermittlungen laufen.
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