Am heutigen Freitag begann der Prozess gegen einen Drogenring aus Nordsachsen. Die drei Angeklagten sind keine gewöhnlichen Dealer. Die Fahnder zählten alle drei zur gewaltbereiten Neonazi-Szene im Raum Delitzsch. Zur Festnahme ließen sie deshalb extra das Sondereinsatzkommando anrücken. Der Vorwurf: Bandenmäßiger Handel mit der Modedroge Crystal.
Das gefährliche Methamphetamin importierten sie laut Anklage in großen Mengen mittels eines Kuriers aus Tschechien. Zu Prozessauftakt äußerten sich die Männer nicht zu den Vorwürfen.
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Nico R. (33) und Peter M. (25) zählten zur subkulturell orientierten Neonazi-Szene und spielten in den nordsächsischen Strukturen wenn überhaupt, dann nur eine untergeordnete Rolle. Anders Lars S. (30), der sein Gesicht beim Betreten des Saals mit einem blauen Schnellhefter bedeckt. Bis 2011 war er NPD-Mitglied. Außerdem nahm der Angeklagte im “Freien Netz” eine führende Funktion ein. Dessen internes Webforum war über eine Domain zu erreichen, die bis heute auf den Namen von Lars S. registriert ist. 2009 kandidierte er bei der Kommunalwahl, wollte für die NPD in den Delitzscher Gemeinderat. Schon deshalb ist der Fall für die Partei hochnotpeinlich. Denn die Neonazis fordern in ihrem Programm härtere Strafen für Drogendealer.
Nach seiner Festnahme beeilte sich die sächsische Parteispitze sich von Lars S. zu distanzieren. Vor wenigen Tagen forderte Pressesprecher Jürgen Gansel für den Falle des Schuldnachweises sogar die Ausschöpfung des vollen Strafrahmen. Dass die 5. Strafkammer die Angeklagten tatsächlich zu 15 Jahren Haft verurteilen wird, darf schon heute angezweifelt werden. Allerdings konnten sich Verteidiger, Anklage und Gericht selbst nach rund einandhalbstündiger Beratung nicht auf einen Deal verständigen. Die Angeklagten äußerten sich nicht zum Sachverhalt. Der Prozess wird fortgesetzt. Ein Urteil wird Ende April erwartet.
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