Weil sie ihren Kumpel überfielen und mit einer Gardinenstange schlugen, standen drei junge Leipziger heute vor dem Landgericht. Am 6. April 2011 lauerten sie Steffen H. auf. Susan K., Patrick V. und Marcus S. machten gemeinsame Sache. Wie sich die Tat genau abgespielt hat, musste das Gericht aus dem zusammenpuzzeln, was die Angeklagten und die Zeugen sagten.
Klar ist: Susan K. schlug mit einer Gardinenstange auf Steffen H. ein, traf ihn zwei Mal. Er trug kaum Verletzungen davon, verspürte lediglich ein paar Tage lang Schmerzen. “Das hätte auch schlimmer ausgehen können”, sagte Richter Berthold Pfuhl. Damit meint er sowohl das Opfer als auch die Täter. Denn zumindest Susan K. ist einschlägig vorbestraft. Sie zeigt sich zwar sofort geständig, erzählt freimütig von den Geschehnissen, doch bleibt sie ohne Reue. Was sie Steffen zugefügt hat, das habe er verdient. “Der lügt doch ohne rot zu werden”, sagt sie.
Dass Steffen H. kein verlässlicher Zeuge ist, zeigt sich in den wechselnden Geschichten, die er über die Tat erzählt. Bei jeder Vernehmung ist es ein anderer aus der kleinen Gruppe, welcher ihn geschlagen haben soll. Und dazu die Story von der Brieftasche: Erst heißt es, Susan habe sie ihm aus der Hose gezogen und weggenommen. Dann Marcus oder vielleicht doch Patrick? Die Polizei habe sie ihm wiedergegeben. “Das kam uns gleich komisch vor. Es würde bedeuten, dass die Polizei Beweismittel aushändigt”, so Richter Pfuhl. Dennoch überprüft das Gericht dies und findet heraus, dass die Beamten dies nicht getan haben. Und die Kontokarte aus dem angeblich gestohlenen Portemonnaie wurde auch nicht gesperrt, wie Steffen es erzählte. Das teilt kurz vor der Urteilsverkündung die Postbank mit.
So kommt es, dass die Gerichtskammer dem Antrag der Staatsanwaltschaft nicht in allen Punkten folgt. Die hatte nämlich ein Jahr und acht Monate Haft ohne Bewährung für Susan gefordert. Im Urteil werden es dann sechs Monate und drei Wochen auf Bewährung. Patrick erhält sieben Monate und Marcus acht Monate, jeweils auf Bewährung, und damit sogar mehr als Susan. Die drei und auch Steffen H. haben das Urteil angenommen.
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