Drei Faustschläge ins Gesicht. Die soll Kenny S. an Norbert K. ausgeteilt haben. Der Grund: Er war im Leipziger Hauptbahnhof mit dem Fahrrad gefahren. "Es war am Abend des 18. Juli vergangenen Jahres, kurz vor zehn Uhr abends", erzählt Norbert K. "Ich hatte es eilig den Zug zu erwischen und auf den Bahnsteigen war kaum etwas los." An Gleis 22 stellte sich im Kenny S. in den Weg, so dass er stoppen und absteigen musste.
Ein kurzer Wortwechsel und schon hagelt es zwei Faustschläge ins Gesicht des Radfahrers. “Ich sagte noch, was ist denn mit Dir los, dann kam der dritte”, so Norbert K. Danach dreht sich der Angreifer um und steigt in den Zug nach Wurzen, der kurz darauf abfahren soll. Norbert K. ist zugerichtet: die Nase blutet, die Lippen sind aufgeplatzt und geschwollen. Zu seinem Glück steht ihm ein Zeuge bei.
Bei Polizisten, die nicht weit vom Bahnsteig stehen, erstatten sie Anzeige. Die Beamten ziehen eine handvoll junger Männer, die auf die Beschreibung passen, aus dem Zug. “Wir waren wegen des Spiels FC Lok gegen Fulham eingesetzt”, berichtet jene Polizistin, die den Vorfall aufnahm. Sie und ihr Team hatten gerade die Fans zur Abreise an den Bahnhof begleitet. Sowohl das Opfer als auch der Zeuge hätten Kenny S. sofort identifiziert, als sie ihn sahen.
Im Amtsgerichts Leipzig am Dienstag dieser Woche ist Norbert K. erneut sicher: “Das ist er. Hundertprozentig”, sagt er mit Blick auf die Anklagebank. K. schildert die Geschehnisse in klaren Worten. Seine Angaben stimmen mit denen des Zeugen überein, der ihm damals beistand und Zivilcourage bewiesen hat.
Kenny S. streitet jedoch ab, mit dem Vorfall zu tun gehabt zu haben. “Norbert K. hat der Polizei gesagt, der Täter trage einen Anglerhut und eine Sonnenbrille. Bei der Gegenüberstellung auf dem Bahnhof trug mein Mandant jedoch beides nicht”, gibt Kennys Anwalt zu bedenken. Warum hat die Polizei ihn überhaupt aus dem Zug geholt, wenn er doch der Beschreibung nicht entsprach? Dieser Frage wird das Gericht nachgehen und zwei weitere Polizisten vorladen. Nächster Termin am Amtsgericht ist am sechsten Februar.
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