Spätestens seit Mitte 2011 ermittelt die Dresdner Staatsanwaltschaft gegen die neonazistische "Terrorcrew Muldental". 27 Kameraden wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Ein Ende der Ermittlungen ist weiterhin nicht absehbar. Spricht man Oberstaatsanwalt Lorenz Haase dieser Tage eineinhalb Jahre danach auf das Mammut-Verfahren an, fällt sein Zwischenfazit knapp aus. "Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen."
Am 31. Juli 2011 hatten 150 Polizisten 31 Objekte in den Bereichen der Polizeidirektionen Oberes Elbtal-Osterzgebirge und Westsachsen durchkämmt. Damals wurden unter anderem Computer, Mobiltelefone, CDs, eine Digitalkamera sowie Film- und Fotoaufnahmen beschlagnahmt.
Die Ermittler entdeckten weiterhin Präzisionsschleudern, Messer, Pyrotechnik und Sturmhauben. “Wann das Verfahren abgeschlossen werden wird, ist zur Zeit aufgrund des umfangreichen Verfahrensstoffs nicht absehbar”, so Haase. “Es wurden von daher auch noch keine Abschlußverfügungen – weder Einstellungen noch Anklageerhebungen – hinsichtlich einzelner Beschuldigter getroffen.”
Was als Provinz-Kameradschaft begann, entwickelte sich rasant zu einer der gefährlichsten Neonazi-Gruppen in Sachsen. Antifaschisten aus dem Muldental berichten von einem aggressiv ausgetragenen Raumkampf durch die “Terrorcrew”. Wer nicht ins Weltbild der jungen Männer passt, muss im Alltag mit körperlichen Angriffen rechnen. Trotz laufender Ermittlungen soll die Gruppe weiterhin aktiv sein.
Am 24. Oktober 2009 überfielen die Neonazis in Brandis Fans und Spieler des “Roten Stern Leipzig”. Der Leipziger Stadtteilverein ist für sein antirassistisches Engagement bekannt. Die Angreifer sammelten sich vor dem Sportplatz des örtlichen Fußballclubs, wo die Connewitzer ein Punktspiel auszutragen hatten. Kurz nach Anpfiff stürmten die Neonazis den Platz, bewaffneten sich mit Holzlatten und anderen Baumaterialien und machten Jagd auf Spieler und Zuschauer.
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Die traurige Bilanz: Mehrere Verletzte. Ein Leipziger Zuschauer wurde von einem Gegenstand im Gesicht getroffen und verlor einen Teil des Augenlichts. Der Angriff war offensichtlich keine spontane Aktion, sondern von langer Hand geplant. Dafür sprachen nicht nur Kommentare, die im Vorfeld der Partie im Gästebuch der Leipziger auftauchten. Die allermeisten Angreifer gehörten nicht zum Brandiser Stammpublikum. Einige waren sogar aus dem fernen Görlitz angereist.
Die Täter erhielten zwischenzeitlich teils mehrjährige Haftstrafen. Unter den Verurteilten der Bennewitzer Chris R. (23). Der Sänger der Rechtsrock-Band “Storm of Mind” kandidierte bei den Kommunalwahlen 2008 für die NPD. Im Zuge der Debatte über ein neues Verbotsverfahren war in überregionalen Medien thematisiert worden, dass sich unter den Angreifern mehrere Parteimitglieder befunden haben sollen. Der Weg vom militanten Neonazismus zur NPD war im Muldental im Jahr 2009 offenbar kein besonders weiter.
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