Prozessauftakt im Fall des Leipziger Stückelmords. Benjamin H. (23) muss sich seit Montag vor dem Leipziger Landgericht verantworten. Der Thüringer soll im Oktober 2011 einen Bekannten vergewaltigt, ermordet, zerstückelt und die Leichenteile im Elsterbecken entsorgt haben. Er kam, nuschelte Geburtsdatum und Adresse ins Mikrophon, ging wieder. Zum Mordvorwurf äußerte sich Benjamin H. nicht.
Der Prozessauftakt wurde für den gebürtigen Arnstädter zu einem kurzen Schaulaufen im Blitzlichtgewitter. Der Angeklagte soll eines der grausamsten Verbrechen verübt haben, das Leipzig in den letzten Jahren erschüttert hat. Bis zum Herbst 2011 absolvierte der drahtige Twen mit dicker Hornbrille in der Messestadt eine Lehre als Physiotherapeut. In dieser Zeit soll er die Phantasie entwickelt haben, einen Homosexuellen kennenzulernen, mit ihm zu schlafen, ihn zu töten und die Leiche zu zerstückeln.
Was einem schlechten Slasher-Movie entnommen klingt, soll H. im Oktober 2011 in die Tat umgesetzt haben. Das Opfer: Jonathan H. (23). Laut Anklage lockte Benjamin H. den Bekannten in seine Lindenauer Wohnung, überwältigte und fesselte ihn. Anschließend soll er ihn zum Analverkehr gezwungen haben, um ihm schließlich Hoden und Penis abzuschneiden. Unvorstellbar die Schmerzen, die der Wehrlose erlitten haben muss. Um nicht bestraft zu werden, soll Benjamin H. sein Opfer sodann hinterrücks mit 20 Messerstichen ermordet haben. Aus Mordlust, zur Ermöglichung einer Straftat, aus niederen Beweggründen.
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Später soll H. den toten Körper mit einem Sägemesser in der Badewanne zerstückelt, die Leiche in Müllsäcke verpackt und im Elsterbecken entsorgt haben. Dort entdeckten Spaziergänger im November zwei Arme. Bei der anschließenden Suchaktion fanden Polizisten unter anderem den Torso. Jonathan H.’s Kopf ist dagegen bis heute verschollen. Benjamin H. flüchtete zunächst, wurde schließlich im April in Kassel verhaftet. Die Fahnder durchleuchteten zuvor das Umfeld des Opfers, kamen durch Hinweise aus der Bevölkerung auf den mutmaßlichen Mörder.
Am Montag erschien der Angeklagte im langen, weißen Hemd vor Gericht. Das Basecap tief ins Gesicht gezogen, Blickrichtung nach unten. Einer seiner beiden Verteidiger lichtete sämtliche Pressefotografen ab – wohl unter Missachtung geltender Gesetze. “Das habe ich noch nie erlebt”, meinte Nebenklägerin Anne Prestrich, die die Mutter des Getöteten vertritt. Ihre Mandantin wird der Verhandlung fern bleiben.
Die Verteidiger scheinen den Fall als Indizienprozess zu betrachten. Ein Urteil wird am 14. Dezember erwartet. Bis dahin hat das Schwurgericht 15 Sitzungen anberaumt. Geladen sind 50 Zeugen, sechs Gutachter. So soll der renommierte Psychiater Hans-Ludwig Kröber die Schuldfähigkeit des Angeklagten prüfen. Die Verteidiger Jens Mader und Mario Seydel hielten gegenüber der Presse bedeckt: “Wir haben nichts zu sagen.”
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