Vorbei ist die Klauerei für eine Bande Jugendlicher. Das Amtsgericht Leipzig sprach heute drei von ihnen des schweren Bandendiebstahls schuldig. Kay L., mit 22 der älteste der Truppe, wandert für insgesamt vier Jahre und einen Monat ins Gefängnis. Drei Jahre hatte er für die Bandenvergehen kassiert, ein weiteres für eine Straftat, die er allein begangen hatte.
Die anderen beiden Angeklagten, Jürgen W. und Dominik G., waren zur Tatzeit eben erst 14 Jahre alt und damit strafmündig geworden. Jürgen W. war am zweiten Prozesstag, als auch das Urteil fiel, nicht erschienen. In Abwesenheit urteilte Richter Stefan Blaschke auf ein Jahr und sechs Monate Jugendhaft. Dominik G. erhielt ein Jahr Jugendhaft. Seine Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt.
Die Jungs waren von Anfang dieses Jahres bis zur Festnahme von Kay L. Ende Mai beinahe täglich zum Klauen gemeinsam unterwegs. Sie trafen sich entweder in Lindenau oder in Kleinzschocher, am Adler. “Wir haben mit der Straßenbahn die Viertel ausgekundschaftet”, sagte Jürgen W. aus. Es sei immer klar gewesen, dass sie sich trafen, um in Geschäften etwas mitgehen zu lassen. Dabei griffen sich die Jungs alles was sie tragen konnten: von Salami im Supermarkt über Hörsprechgarnituren für Handys und E-book-Readern reicht die Palette ihres Diebesgutes.
Dabei suchten sie sich auch Geschäfte aus, in denen man wohl nur selten junge Burschen sieht: Küchenstudios und Unterwäscheläden zum Beispiel. Dort verteilten sie die Aufgaben. Einer stand draußen Schmiere, zwei lenkten das Personal ab, einer versuchte entweder Geld aus der Kasse zu nehmen oder durchstreifte Lager- und Personalräume nach Dingen, die er mitgehen lassen konnte. Mindestens noch vier weitere Jungen gehörten der Bande an. Zwei Brüder, 13 Jahre alte Zwillinge, hatten vor Gericht ausgesagt und die Angeklagten eindeutig identifiziert. Sie selbst sind noch nicht strafmündig und müssen daher keine Strafe fürchten.
Für die Angeklagten sprach, dass sie bereits zum Verhandlungsauftakt all ihre Taten eingeräumt hatten. Kay L. hat bereits eine Jugendstrafe abgesessen und bei ihm erkannte das Gericht, dass er die täglichen Klauereien gewerbsmäßig betrieb, also um seinen Lebensunterhalt davon zu bestreiten. Anfangs versuchte er sich mit seiner Crystal-Sucht herauszureden und behauptete, nur ab und an das Geld dafür verwendet zu haben. “Doch wir wissen, was ein halbes oder ganzes Gramm auf dem Leipziger Markt kostet. Das hätten Sie sich von ihren Hartz-V-Bezügen nie leisten können.”
Für Jürgen und Dominik sieht die Sache zwar etwas besser aus, weil sie erst 14 Jahre alt und damit wohl sehr empfindlich auf eine Haft reagieren dürften. Dass Jürgen jedoch zum zweiten Verhandlungstag nicht erschienen ist und seit zwei Tagen von zu Hause abgängig ist, dürfte seine Chancen auf eine Bewährung wohl endgültig zunichte gemacht haben. Der einzige, welcher mit einem blauen Auge davongekommen ist, ist Dominik, der nun zwei Jahre seine Bewährungsauflagen einhalten muss, die unter anderem 200 gemeinnützige Arbeitsstunden vorsehen. Er wohnt nun in einer Einrichtung des Jugendamtes in Wittenberg und geht wieder zur Schule. “Bei Ihnen haben wir Hoffnung, dass Sie auf dem rechten Weg bleiben, Sie selbst haben es in der Hand”, mahnte Richter Blaschke.
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