Hannelore O. ist noch immer traumatisiert von dem Überfall, welchen zwei junge Männer auf sie verübten. Die damals 72-Jährige Unternehmerin brachte an jenem 17. April 2008 gerade die Tageseinnahmen ihres Familienbetriebes in einer Tasche zur Volksbank im Poetenweg. "Ich hatte das Auto abgestellt und war dabei die Straße zu überqueren, als zwei junge Männer anrannten, nach der Tasche griffen und damit fliehen wollten", erzählt sie.
Doch die rüstige Seniorin ließ erstmal nicht los und klammerte sich an die Henkel der Tasche und ging dabei zu Boden. Die Räuber schleiften sie mit sich her. “Ich habe lauthals geschrien und versucht, mein Eigentum zu verteidigen”, doch schon bald gab der Stoff nach, die Henkel rissen von der Tasche ab und die alte Dame blieb auf der Straße liegen, musste zusehen, wie die Räuber mit ihrem Eigentum verschwanden.
“11.600 Euro waren das. Und ich bin heute noch total schockiert von dieser Tat”, so Hannelore O. Auch jetzt noch, vier Jahre später, leidet sie unter Angstzuständen, erträgt es zum Beispiel nicht, wenn Menschen auf der Straße hinter ihr gehen. “Dann muss ich beiseite treten und sie vorbei lassen”, berichtet sie in der Verhandlung am Leipziger Landgericht in dieser Woche.
Angeklagt war Hamza F., ein 31-Jähriger aus Algerien. Sein Mittäter war bereits kurz nach der Tat geschnappt und zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Währenddessen war Hamza F. auf der Flucht und hatte er immer wieder falsche Namen verwendet. Nun war er aber von Frankreich nach Leipzig ausgeliefert worden und stand sowohl wegen des Überfalls auf Hannelore O. als auch wegen Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung vor Gericht: Zusammen mit einem Komplizen soll er im Jahr 2007 einen Bekannten gekidnappt, geschlagen und mit dem Tode bedroht haben.
Hamza F. hat seine Taten in vollem Umfang gestanden und hat sich bei Hannelore O. entschuldigt. “Es war eine Schande, was wir zwei damals gemacht haben. Ich habe es verdient ins Gefängnis zu gehen”, sagte er. So kam es dann auch – fünf Jahre und drei Monate Haft lautet das Urteil des Landgerichts über den jungen Mann, der mit 17 Jahren von zu Hause ausgerissen und über Spanien, Frankreich und Belgien nach Deutschland gekommen war, wo er bereits als Asylbewerber Raub und Körperverletzungen verübt hatte.
Für Hannelore O. nahm die Episode von damals wenigstens in einer Hinsicht ein gutes Ende: Sie bekam ihr Geld zurück. “Zwei junge Mechaniker von der Autowerkstatt nebenan hatten den Überfall gesehen, sich ein Kundenfahrzeug geschnappt und die Räuber verfolgt.” Diese waren auf Fahrrädern geflohen und jener, der die Tasche hatte, mit dem Rad gestürzt. “Da sind die Mechaniker aus dem Auto gesprungen und haben die Tasche an sich genommen. So haben sie es mir erzählt als die Polizei mir meinen Besitz zurückgegeben hat.”
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