Eine 26-jährige drogenabhängige Mutter stirbt während ihr zweijähriger Junge neben ihr wahrscheinlich verdurstet. Das geschah am letzten Wochenende. Und der Leiter des Leipziger Jugendamtes, Siegfried Haller, erfuhr davon erst über die Presse. Bei der eilig einberufenen Pressekonferenz am Freitag im Jugendamt wurden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet.
Zusammen mit der Leiterin des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD), Sibyll Radig stand der Jugendamtsleiter der zahlreich erschienen Journalistenschar Rede und Antwort. Die 26-Jährige war für das Jugendamt kein unbeschriebenes Blatt. Schon im Alter von 16 Jahren war sie dem Amt wegen Missbrauchs von Drogen aufgefallen. Die Leiche der 26-Jährigen war am Wochenende zusammen mit ihrem toten Jungen entdeckt worden. Nachbarn hatten in der Nacht zu Sonntag wegen des aus der Wohnung dringenden Verwesungsgeruchs die Polizei alarmiert, die schließlich die Wohnung öffnete und die Leichen fand.
Minutiös schilderte die Leiterin des ASD den Werdegang von Mutter und Kind sowie die begleitenden Aktionen der betreuenden Sozialpädagogen. So sei die 26-Jährige nach der Geburt des Kindes im April 2010 in eine Mutter-Kind-Einrichtung gezogen, wo sie sich freiwillig einer Drogentherapie unterzogen habe. Doch am 10. April reißt der Kontakt zwischen den Betreuern und der Mutter des Zweijährigen ab. Beim letzten Besuch der Betreuer hätten sowohl Mutter als auch Kind laut Radig einen “guten Eindruck” gemacht: “Die Mutter war mit neuem Lebenspartner und Kind bei uns und teilte mit, dass sie wegziehen will. Kind und Mutter machten einen guten Eindruck”, sagte Radig.
Doch ab dem 10. April weiß niemand, was mit Mutter und Kind geschah. Ein weißer Fleck, wie Haller und Radig sichtlich verlegen zugeben mussten. Haller: “Wir können diese Lücke vom 10. April, bis zu dem Tag, an dem es passiert ist, nicht schließen”. Der Ressortchef sprach von einem “typischen Schnittstellenproblem”. Haller weiter: “Wir werden diesbezüglich natürlich eine sorgfältige Analyse durchführen und herausfinden müssen, woran es gelegen hat, ob alle gültigen Regeln und Standards eingehalten wurden. Eine Schuld seitens seiner Behörde wollte Haller nicht einräumen. Man habe nach bundesweit gültigen Standards gehandelt. Die Aufgabe der Betreuung habe vollständig in den Händen der Mitarbeiter des ASD gelegen.
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