Dunkle Stoppelhaare, bräunlicher Teint, blauer Ringelpulli. Lars A. (40) muss vor den Richter. "Ich hab mit Politik gar nichts am Hut", äußerte er am Donnerstag, 5. April, bei Gericht, um dann doch postwendend einzugestehen, dass er mit der rechten Ecke ein wenig sympathisieren würde. Seine Liebelei mit dem rechten Rand entlud sich am 2. April 2011. Mit etwa zehn Gleichgesinnten war er im Harz zum Wandern gewesen.
Im überfüllten Regionalzug von Halberstadt nach Halle machten die Männer abends gegen 23 Uhr aus ihrer Gesinnung keinen Hehl. “Sie sangen ‘Die SS marschiert ins Feindesland'”, berichtet Hanna W. (28) vor Gericht. Einer, der sich als “Pressesprecher” vorstellte, sprach die junge Frau an: “Uns Nazis gibt’s seit 80 Jahren. Wir sterben nicht aus.” Die Hallenserin fühlte sich gestört. Die Zugbegleiterin alarmierte die Bundespolizei, die die aggressive Männerrunde dann in Empfang nahm.
An Lars A. konnte sich Hanna W. besonders gut erinnern, obwohl sie ihn nur von hinten gesehen hatte. Er trägt auf der Wade einen tätowierten Teufel. Der wurde ihm zum Verhängnis. Ohne jeden Zweifel identifizierte sie den Angeklagten als denjenigen, der laut “Heil Hitler” durch den Wagen posaunte.Also ein klarer Fall? Die Staatsanwaltschaft erließ einen Strafbefehl, Lars A. legte Widerspruch ein. Vor Gericht erklärte er nun, einer seiner zehn Begleiter habe die Parole skandiert. Dessen Namen wollte er freilich nicht nennen. Dafür hatte er zwei Begleiter dabei, die seine Unschuld bestätigen sollten. Doch nach der belastenden Aussage von Hanna W. blieb ihm keine andere Wahl, als seine Schuld einzugestehen. Verteidigerin Yvonne Frischlowski und Staatsanwalt Marc Renger einigten sich auf die Einstellung des Verfahrens. Dafür muss A. 500 Euro an Aktion Sühnezeichen Friedensdienste zahlen. Dass die Strafe seine Gesinnung ändern wird, darf bezweifelt werden.
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