Für FreikäuferDer 24. Oktober 2009 war ein rabenschwarzer Tag für den sächsischen Fußball. Rund 50 Neonazis griffen in Brandis Spieler und Fans des Roten Stern Leipzig an. Vier Menschen wurden verletzt, einer schwer. Ein Angreifer musste sich am Donnerstag, zweieinhalb Jahre nach der Tat, vor dem Landgericht Leipzig verantworten.
Gabriel S. (30) entspricht nicht dem Klischee des bulligen, biertrinkenden Bilderbuch-Hooligans. Der sportliche Hühne mit schwarzer Kurzhaarfrisur nahm lässig im Polohemd auf der Anklagebank Platz. Staatsanwalt Christoph Kruczynski warf ihm wegen des Angriffs in Brandis gefährliche Körperverletzung in vier Fällen und versuchte Körperverletzung in einem Fall vor.
Dass S. kein fairer Sportsmann ist, bewies er auch als Spieler der PKM Anlagenbau in der Volkssportliga. Beim Spiel gegen den FC Sachsen am 14. August 2009 schlug er einem Zuschauer mit der Faust ins Gesicht. Beim Duell gegen Motor Gohlis Nord am 11. September 2009 verpasste er einem Gegenspieler eine Kopfnuss.
Zum Prozessauftakt äußerte sich der Gabriel S., der derzeit eine Haftstrafe wegen Raubs im offenen Vollzug verbüßt, noch nicht zu den Vorwürfen. Seine Beteiligung an dem Überfall in Brandis räumte er jedoch schon im Vorfeld ein. Viel anderes blieb ihm kaum übrig, ist die Beweislast doch erdrückend. Ein Foto zeigt, wie S. mit einer Eckfahne in der Hand Roter-Stern-Anhänger jagt. An Michael M. (42), der wegen seiner Sehbehinderung seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, überwies der Leipziger 5.800 Euro Schmerzensgeld.
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“Wir haben uns auf’s Spielfeld zurückgezogen und versuchten, unser Leben so gut es ging zu verteidigen”, schilderte der Nebenkläger mit zittriger Stimme die beklemmende Situation. Die Angreifer bewarfen die etwa 100 mitgereisten Fans minutenlang von allen Seiten mit Holzlauten, Metallstangen und anderen Wurfgeschossen. “Man musste ständig gucken, wo was hinfliegt.”
Ein Gegenstand traf den Leipziger im Gesicht. Mit irreversiblen Folgen. Er erlitt neben Knochenbrüchen eine schwere Augapfelprellung samt Netzhautablösung. Trotz dreier Operationen reduzierte sich die Sehschärfe auf drei Prozent.
Michael M. musste auf einem Auge fast völlig erblinden, weil sich Neonazis durch die Anwesenheit der Connewitzer Kiezkicker gestört fühlten. Gabriel S. entschuldigte sich am Donnerstag bei seinem Opfer: “Was speziell Ihnen passiert ist, tut mir sehr leid.” Der Prozess wird fortgesetzt.
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