Den 26. Januar hatte sich Andreas S. sicherlich anders vorgestellt. Der junge Mann arbeitete als Ladendetektiv im Netto-Discounter in der Bornaischen Straße, als abends gegen halb neun sieben Vermummte das Geschäft stürmten. Die hatten es nicht etwa auf Beute abgesehen. Ihre Aggression galt dem Supermarkt-Bewacher. Sie attackierten ihn offenbar gezielt mit Steinen und Knüppeln. Beute machten sie nicht. Verletzungen, ein Sachschaden in Höhe von 20 Euro und die Frage nach der Motivation blieben.
Für ein bekanntes Boulevardblatt war es am 27. Januar ein Raubüberfall, welcher den Wachmann als Opfer einer neuen Form von Gewalt erscheinen ließ. Betrachtet man die Umstände des Angriffs etwas genauer, deutet sich jedoch ein Motiv an. Da wäre zunächst Andreas S. selbst.
Der Leipziger soll in der Fußballszene für seine rechte Gesinnung bekannt sein. Im Jahr 2009 kandidierte der Sicherheitsmann bei den Kommunalwahlen für die NPD. Seit Jahren hält er sich im Umfeld der Lok-Hooligangruppe “Scenario” auf. Ihr makaberer Beiname: “Fight Club Lokomotive” – eine Anspielung auf einen Thriller von David Fincher.
Andreas S. im Leipziger Amtsgericht: Jugendgerichtshilfe und Staatsanwaltschaft verteilen Freifahrtschein für einen Gewalttäter?
Großer Auflauf im Flur vor Saal 209 …
Ihre Mitglieder dürften nicht gerade für ihre Friedfertigkeit bekannt sein. Angeblich waren einige von ihnen in der Vergangenheit an Angriffen gegen Fans der BSG Chemie beteiligt. Andreas S. selbst ist bereits wegen Körperverletzung vorbestraft.
Dass der Supermarkt in Connewitz liegt, ist das zweite Indiz, welches den Angriff nicht gut heißen, jedoch erklären könnte. Der Kiez ist für seine alternative Szene bekannt. Was Andreas S. dazu getrieben hat, ausgerechnet hier ein Geschäft zu bewachen, bleibt im Dunkeln. Am Donnerstag dürfte er für den “Netto”-Markt das letzte Mal im Einsatz gewesen sein. Dem Unternehmen geht scheinbar seine rechte Gesinnung mittlerweile gegen den Strich.
“Wir legen sehr großen Wert auf die Gleichbehandlung aller Kunden und Mitarbeiter unabhängig von Nationalität, Religion oder Geschlecht”, teilte Sprecherin Christina Stylianou am 27. Januar mit. “Aus diesem Grund haben wir unserer Detektei unmittelbar mitgeteilt, dass wir die Zusammenarbeit mit Andreas S. sofort beenden.” Das Unternehmen möchte diese Woche über weitere Konsequenzen beraten.
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