Die Ferien sind zu Ende. Auch die großen Kulturhäuser der Stadt kehren aus der Sommerpause zurück. Und das Schauspiel Leipzig kündigt schon einmal eine Premiere an, die die Besucher so richtig schön ins Gruseln versetzen wird: Am 15. August feiert „Nosferatu“ im Open-Air-Theater im GRASSI-Innenhof Premiere. Und dabei geht es tief hinein in ziemlich schauerliche Landschaften.

Als Jonathan damit beauftragt wird, die Immobilie neben seinem Haus an einen Grafen zu verkaufen, klingt das zunächst nach einem unverhofften Karrieresprung. Tapetenwechsel und neue Eindrücke entlang der mehrwöchigen Dienstreise inklusive. Mina, seine Verlobte, kann sich dagegen nicht für ihn freuen. Sie beschleicht ein ungutes Gefühl ob der Reise zu einem Anwesen in Transsilvanien. Aber schon am nächsten Tag macht er sich auf den Weg.

Jonathan findet sich in zunehmend kargen und wildwüchsigen Landstrichen wieder. Auch die Menschen und Begegnungen werden mit fortschreitender Reise sonderbarer, abergläubischer und erreichen ihren Gipfel in seinem Gastgeber. Von blasser, ausgezehrter Gestalt zeigt er sich bloß bei Nacht, rührt bei Tisch keinen Bissen an, aber leckt das Blut von Jonathans Finger, als dieser sich mit dem Brotmesser schneidet. Doch bis der Weitgereiste endlich versteht, welche Gefahr droht, hat der Graf sich schon längst mit den Daheimgebliebenen bekannt gemacht …

Die Geschichte des Stoffs

Mit seinem Roman „Dracula“ schuf Bram Stoker (1847–1912) Ende des 19. Jahrhunderts gewissermaßen den Fixstern aller literarischen Vampirfiguren. Von F. W. Murnau 1922 mit „Nosferatu“ als Stummfilm ikonographisch ins kollektive Gedächtnis gebrannt, begeistert das Motiv des untoten Blutsaugers bis in die heutige Popkultur.

Das Sich-Einverleiben von etwas Vitalem zum eigenen Fortbestand ist die Dynamik des Lebens selbst. Erst in der Figur des Vampirs spitzt sich diese Bewegung zu, indem sie maßlos wird und andere Leben kostet. In dieser Konzentration auf die eigene Lust liegt die Faszination für den schemenhaften Schatten, der sich in diesem Sommer über die rötliche Fassade des Grassimuseums spannen wird.

Im Herzen der Stadt gelegen, bietet seine Formsprache zwischen Funktionalismus und Art déco eine sehr besondere Atmosphäre für laue Theaternächte.

Die Regisseurin Katharina Ramser studierte Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Bern und der Humboldt-Universität Berlin. Seit 2007 arbeitet sie als freiberufliche Regisseurin. Neben Arbeiten in der freien Szene in Zürich, Chur und Bern inszeniert sie u. a. am Deutschen Theater Göttingen, am Stadttheater Bern, am Stadttheater Gießen und am Staatstheater Mainz. Mit „Nosferatu“ stellt sie sich erstmals am Schauspiel Leipzig vor.

„Nosferatu“ nach dem Stummfilm von F. W. Murnau und dem Roman „Dracula“ von Bram Stoker, in einer Fassung von Katharina Ramser

Premiere am 15. August um 20 Uhr im Open-Air-Theater im GRASSI-Innenhof.

Weitere Vorstellungen: 16., 17., 22., 23., 24. und 30. August sowie 5., 6., 7., 12., 14., 15., 21., 22. und 26. September, jeweils 20 Uhr im GRASSI-Innenhof

Regie: Katharina Ramser, Bühne: Ute Radler, Kostüme: Elena Gaus, Musik: Jan-S. Beyer, Dramaturgie: Marleen Ilg

Mit: Bruno Akkan, Aicha-Maria Bracht, Thomas Braungardt, Luca-Noél Bock, Joshua Dahmen, Markus Lerch, Fritz Manhenke, Emmeline Puntsch, Samuel Sandriesser, Annett Sawallisch, Paula Winteler

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