Silvester wird in diesem Jahr unter Garantie stiller als in den Vorjahren. Womit ja nicht wirklich zu rechnen war, als die Grünen-Fraktion im Stadtrat im Juli erstmals das Thema Einschränkung der Böllerei in Leipzig in die Diskussion brachte. Da war noch nicht zu ahnen, dass zum Jahresende sogar die Bundesregierung das ganze Böllern untersagen würde. Und was macht man stattdessen, wird sich mancher fragen. Warum nicht online eines der erfolgreichsten Stücke des Schauspiels Leipzig schauen: „Der nackte Wahnsinn“?
Die Grünen hatten im Sommer vor allem mit Klimaschutz, Lärmbelastung und Luftbelastung argumentiert und eine sehr abmoderierende Antwort der Stadtverwaltung bekommen, weil die deutsche Gesetzgebung den Kommunen nur wenige Möglichkeiten in die Hand gibt, dieses jährliche Geböller einzuhegen. Andere Städte sind da zwar schon weiter und haben tatsächlich auch schon böllerfreie Zonen definiert. Leipzig ist da eher zaghaft, das Ordnungsdezernat lehnte den Grünen-Antrag in seinem Standpunkt rigoros ab.
Was ja seit der letzten Kommunalwahl 2019 nicht mehr bedeutet, dass die Ratsversammlung der Verwaltungsmeinung einfach folgt. Tatsächlich beschloss sie den Grünen-Antrag mit einigen – vor allem von Thomas Kumbernuß (Die PARTEI) – eingebrachten Änderungen – doch noch und Leipzigs Ordnungsdezernat muss nun prüfen, ob unterjährig Feuerwerke komplett untersagt werden können und zu Silvester konkrete Plätze definiert werden, auf denen Feuerwerk abgebrannt werden darf.
Durch die Allgemeinverfügung der Bundesregierung wurde nun im Dezember der Verkauf von Feuerwerkskörpern komplett untersagt. Die Hersteller haben ihre Bestände größtenteils wieder eingesammelt. Es werden also deutlich weniger Leipziger um Mitternacht auf die Straße rennen, um ihre gesammelten Vorräte abzubrennen.
Vielleicht erleben wir sogar einmal, wie schön ein Start ins Neue Jahr sein kann, wenn es in der Stadt einmal nicht stundenlang knallt, scheppert und qualmt und weniger Rettungsfahrzeuge unterwegs sein müssen, um all die Leute mit Knall- und Brandverletzungen ins Krankenhaus zu fahren.
Besorgt, dass es auch 2020/2021 wieder so kommen könnte, war auch Oliver Gebhardt, der dazu extra eine eigene Einwohneranfrage stellte.
Die wurde dann von der Entscheidung der Bundesregierung zwar überholt. Aber das Ordnungsdezernat ging in seiner Antwort trotzdem noch ausführlich darauf ein. Halt so trocken und amtlich, wie man das gewohnt ist. Von dort wird niemals eine Initiative ausgehen, Feuerwerke in der Silvesternacht in Leipzig einzuschränken.
Dort beharrt man auf der konservativen Auslegung der gesetzlichen Paragraphen, die dann in der Aussage mündet: „Eine ganzheitliche Untersagung von (privaten) Silvesterfeuerwerken im Leipziger Stadtgebiet ist mangels Rechtsgrundlage nicht möglich. Weder das Sprengstoff-, das Immissionsschutz-, das Brandschutz- noch das Polizeirecht eröffnen die Möglichkeit, ein derartiges Verbot zu verhängen. Inwieweit die Stadt Leipzig im Rahmen einer Allgemeinverfügung das Abbrennen von Feuerwerken auf öffentlichen Plätzen einschränken kann, wird derzeit noch geprüft.“
Viele dürften also dieses Silvesterfest als ein deutlich schöneres erleben als in den Jahren zuvor und sich ziemlich hörbar sagen: „Warum geht das nicht immer so? Warum darf eine böllernde Minderheit diese Nacht jedes Jahr in etwas völlig Ungenießbares verwandeln?“
Und seinen Spaß kann man trotzdem haben.
Das Schauspiel Leipzig will extra für diese Gelegenheit einen der großen Klassiker unter den Theaterkomödien streamen: „Der nackte Wahnsinn“ in der Regie von Schauspielintendant Enrico Lübbe.
Als Theater auf dem Theater konzipiert, spielt Michael Frayns Stück mit der ganzen Palette an Theaterklischees und Bühnenpannen — und nicht zuletzt mit den Möglichkeiten der Drehbühne, sodass im Laufe des Stücks alles sichtbar wird: das Geschehen vor, auf und hinter der Bühne. Der 1. Akt zeigt die Generalprobe von „Nackte Tatsachen“, der 2. Akt dann eine spätere Vorstellung — aber aus der Perspektive hinter der Bühne.
Der 3. Akt dreht wiederum auf das Geschehen auf der Bühne: Es ist die letzte Vorstellung zum Tournee-Ende der „Nackten Tatsachen“ — wenn von Lloyds Inszenierung, von den Nerven der Beteiligten und vom Stück nur noch schüttere Reste vorhanden sind …
„Der nackte Wahnsinn“ ist rasanter Slapstick und, bei allen Witzen über das Theatermetier, gleichzeitig auch eine große Liebeserklärung an das Theater – und ein Stück, das den Spielern ein Höchstmaß an Präzision und Timing abverlangt.
Inszeniert hat das Schauspiel Leipzig das Stück am Silvestertag im Jahr 2015. Fast drei Stunden haben die Schauspieler/-innen auf und hinter der Bühne den reinsten Spaß in dieser Inszenierung – und das ohne Pause.
Der Stream startet am 31. Dezember um 16 Uhr und kann unter www.schauspiel-leipzig.de abgerufen werden.
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