Fast vergessen ist die Zeit, als die Fraktionen im Stadtrat wilde Vorschläge machten, wie man die Kulturbetriebe der Stadt zusammenlegen und damit Millionenbeträge sparen könnte. Noch länger her ist die Debatte über die Musikalische Komödie, weil man einfach kein Geld fand, um das Haus Dreilinden endlich mal zu sanieren. Und jetzt wird es tatsächlich saniert. Und für eine Spielzeit braucht das Haus einen Ausweichort. Der scheint sogar schon gefunden zu sein.

In die Sicherung des Hauses wurde ja schon einiges investiert. Aber jetzt geht es ans Eingemachte: „Die Oper Leipzig wird in der Spielzeit 2019/2020 die Musikalische Komödie vollständig sanieren. Dies wurde in der Ratsversammlung am 25.04.2018 beschlossen. Infolgedessen kann während der Sanierungsarbeiten am Standort Dreilindenstraße der Spielbetrieb nicht aufrechterhalten werden. Um dem Leipziger und überregionalem Publikum dennoch Repertoireveranstaltungen und Neuproduktionen anbieten zu können, ist vorgesehen, das Westbad als Interimsspielstätte zu nutzen. Hierfür soll der gemäß Anlage beigefügte Mietvertrag mit der Westbad Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft mbH abgeschlossen werden.“

Ein Glück also, dass die Westbad Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft mbH das alte, nicht mehr als Bad genutzte Westbad gleich um die Ecke schon zu einer attraktiven Veranstaltungsstätte umgebaut hat. Da braucht es jetzt nur noch einen Mietvertrag, damit die Musikalische Komödie im nächsten Jahr ihr Stammdomizil für eine Spielzeit verlassen kann.

Dabei hatte die Hausleitung anfangs sogar überlegt, es genauso zu machen wie 2015 die Oper selbst, als die ihre Bühne nicht benutzen konnte. Die ließ das Spiegelzelt auf den Augustusplatz setzen und spielte eben dort. Aber das klappt auf dem unbefestigten Parkplatz gleich hinterm Haus Dreilinden nicht so gut. Die zusätzlichen Kosten wären deutlich höher. Parkflächen für die Besucher, die unbedingt mit dem Auto kommen müssen, gäbe es gar keine mehr.

Haus Dreilinden, Heimstatt der Musikalischen Komödie. Foto: Gernot Borriss
Foto: Gernot Borriss

Und das Westbad bietet auch aus Sicht der Kulturbürgermeisterin einige Vorteile: „Das Westbad verfügt über einen sehr guten baulichen Zustand nach entsprechenden Sanierungsarbeiten; Garderoben und Räume für Maske, Ankleide und Material stehen ausreichend zur Verfügung. Der Saal bietet Platz für bis zu 450 Besucher. Die akustische Eignung ist durch Orchesterproben vor Ort überprüft worden. Es lassen sich verschiedene Aufstellungen für Bühne und Orchester realisieren. Es werden auf den Saal abgestimmte Produktionen realisiert, die etwas Besonderes im Vergleich zum bisherigen Spielbetrieb in der Musikalischen Komödie bieten. So ist eine Schlagerrevue geplant, bei der die Bewirtung an den Plätzen erfolgen soll.“

Und: „Das Westbad ist in wenigen Minuten fußläufig erreichbar und liegt in Lindenau. Das Westbad ist historisch betrachtet etwas Besonderes im Leipziger Stadtkontext.“

Und der Weg zur Straßenbahn ist noch kürzer. Steht zwar nicht da, ist aber so.

Bleibt das Gastspiel also eine finanzielle Frage: Mieten möchte man das Westbad vom 19. August 2019 bis zum 19. Juli 2019, also für etwa 300 Tage, wobei die Tage entfallen, an denen das Westbad schon eigene Veranstaltungen geplant hat. Die Miete beträgt 1.000 Euro kalt pro Tag, also insgesamt etwa 300.000 Euro. Die Nebenkosten kämen noch dazu.

Eigentlich alles überschaubare Konditionen, weshalb die Kulturbürgermeisterin jetzt vorschlägt, dass die Oper Leipzig „mit der Firma Westbad Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft mbH den Mietvertrag für die Nutzung des Westbades als Interimsspielstätte der Musikalischen Komödie in der Spielzeit 2019/2020“ abschließt.

Die so entstehenden Kosten muss die Oper Leipzig aus ihrem eigenen Budget aufbringen. „Die Mietaufwendungen werden in den Wirtschaftsplan 2019 der Oper Leipzig eingestellt.“

 

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