Wenn sich am 25. Juli der Vorhang für „Lohengrin“ hebt, ist in Bayreuth wieder Festspielzeit. Bis zum 29. August stehen in diesem Jahr sechs Werke Richard Wagners auf dem Spielplan. An der Neuproduktion sind die Leipziger Maler Neo Rauch und Rosa Loy beteiligt.
Neo Rauch und Rosa Loy verantworten die Ausstattung des „Lohengrin“, der nach dem Publikumserfolg der letzten Adaption von Hans Neuenfels in große Fußstapfen treten muss. In den vergangenen Jahren entwarf das Ehepaar die Kulissen und Kostüme, die der Inszenierung ihr Gesicht verleihen. Regie führt der US-Amerikaner Yuval Sharon, dessen poppige Karlsruher „Walküre“ vielen Wagnerianern noch in lebhafter Erinnerung ist.
Das Interesse an der Neuinszenierung ist wie in jedem Jahr riesig. Die Festspiele sind restlos ausverkauft. An der Tageskasse sind allenfalls vereinzelte Rückläufer erhältlich. Dennoch ist das Interesse an den Festspielen im Vergleich zu früheren Jahren spürbar abgeflaut. Die letzten Karten gingen Anfang Juli in einen freien Online-Verkauf. Für den „Fliegenden Holländer“ waren zu Wochenbeginn noch wenige Restkarten verfügbar.
Wenngleich die Festspiele in den Augen vieler Opernfans nicht mehr der exklusive Mythos jener Zeiten umweht, in denen man bis zu zehn Jahre auf Karten warten musste, haben die Aufführungen nicht an Reiz verloren. Noch immer tummelt sich die Sängerelite des Wagner-Fachs auf dem Grünen Hügel.
Zur Premiere wird eine illustre Promi-Riege auf dem Roten Teppich erwartet. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich ebenso angesagt wie TV-Entertainer Thomas Gottschalk. Hinzu kommen weitere Größen aus Politik, Wirtschaft und Showbusiness. Nach der Premiere lädt Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Ehrengäste zum traditionellen Staatsempfang ins Neue Schloss.
Für einen Skandal sorgte weit vor Eröffnung Roberto Alagna. Dem Startenor fiel kurz vor Probenbeginn ein, er beherrsche die Lohengrin-Partie nur bis zum 2. Akt. Aus Zeitmangel habe er nicht das komplette Stück einstudieren können. Für den Franzosen sprang kurzfristig der Pole Piotr Beczala in die Bresche, der die Partie schon 2016 unter Christian Thielemann in der Semperoper gesungen hatte. Neben Beczala stehen die Star-Sopranistin Anja Harteros (Elsa) und Publikumsliebling Georg Zeppenfeld (König Heinrich) auf der Bühne. Waltraud Meier (Ortrud) kehrt nach 18 Jahren auf den Hügel zurück, um sich von ihrer letzten großen Wagner-Partie gebührend zu verabschieden.
Für den Bayreuther Musikdirektor Thielemann ist die Lohengrin-Premiere eine ganz spezielle. Er wird danach neben Felix Mottl (1856 – 1911) der einzige Maestro sein, der alle zehn Opern des Festspielkanons auf dem Hügel geleitet haben wird. Im Gegensatz zu Mottl dirigierte Thielemann auch die selten gespielte 9. Sinfonie Beethovens und das Sonderkonzert zum 200. Geburtstag Richard Wagners im Jahr 2013. Ganz nebenbei wird er den bisherigen Rekorddirigenten Daniel Barenboim vom Thron stoßen. Während Barenboim von 1981 bis 1999 in Bayreuth 160 Mal im Graben saß, wird es Thielemann nach dem diesjährigen Festival voraussichtlich auf 164 Dirigate gebracht haben.
Wer beim Run auf die Tickets leer ausgegangen ist, kann die Festspiele wie gewohnt umfangreich im Rundfunk verfolgen. BR Klassik überträgt Audio-Mitschnitte von allen Produktionen. Die Eröffnungspremiere des „Lohengrin“ wird vom Bayerischen Rundfunk live im Netz gestreamt. Sky Arts HD überträgt ebenfalls live vom Grünen Hügel. Die Aufführung wird außerdem zeitversetzt in zahlreiche Kinos übertragen (in Leipzig beteiligen sich CineStar und Cineplex, Beginn: 18 Uhr). Am 28. Juli läuft die Aufzeichnung auf 3sat im Free-TV.
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