Eigentlich hatten es schöne Sommertage am Genfer See werden sollen, die ein paar der berühmtesten englischen Dichter gemeinsam verbringen wollten. Doch dann war das Wetter „nass, stürmisch und gewitterreich“, wie sich Mary Shelley erinnert. Die fünf verbrachten die Tage zwangsläufig im Haus und erzählten sich Schauergeschichten. Und das berühmte Ergebnis dieses Sommers war jenes Buch, das 1818 unter dem Titel „Frankenstein or The Modern Prometheus“ erschien. Die Schaubühne feiert das 200-jährige jetzt auf ihre Art.
200 Jahre nach Erscheinen von Mary Shelleys Roman „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ im Januar 1818 ist eine Fassung für Figurentheater, Schauspiel und Livemusik von Wilde & Vogel und Johannes Frisch im Figurentheaterzentrum Leipziger Westflügel zu sehen. Vom 25. bis 27. Januar 2018 jeweils um 20 Uhr feiert die aufwendige und erfolgreiche Inszenierung von Hendrik Mannes (Mitarbeit: Antonia Christl) mit vier Darstellern und zwei Musikern Wiederaufnahme.
Die Geister, die ich rief …
Heute, da uns die Tragweite neuer Formen künstlicher Intelligenz immer bewusster wird und gleichzeitig unweigerlich näherrückt, stellt Mary Shelleys „Horror“-Roman bei aller Unterhaltung viele wichtige Fragen, ob ethischer, philosophischer, psychologischer oder wissenschaftlicher Natur, die auf so effekt- wie lustvolle Weise auch in der Theaterfassung des „Frankenstein“ wirksam werden. Neben Fragen der menschlichen Hybris stellt die Inszenierung ebenso die Frage, was sich unter der vordergründigen Deformationen des frankensteinschen Dämons verbirgt.
Das Fachmagazin „Theater der Zeit“ schrieb am Ende seiner Eloge: „Solche Mittel der Darstellung lassen den Eindruck gewinnen, dass diese Form des Theaters der konventionellen Bühne auch bei anspruchsvollster Literatur überlegen ist.“ (Theater der Zeit 10/17, Thomas Irmer).
Das Stück: Frankenstein oder Der moderne Prometheus nach dem Roman von Mary Shelley
Frankenstein – eine Gesellschaft unter Strom – der Mythos vom kreativen Menschen – eine Geschichte der Hybris. Getrieben von der Leidenschaft am Experiment, der Lust am gemeinsamen Spiel und von Berufs wegen gewohnt, tote Materie zum Leben zu erwecken, wagen 4 FigurenspielerInnen und 2 MusikerInnen aus 3 Generationen mit Alchemie, Magie und Elektrizität das riskante Unterfangen der Verschmelzung. Sie amalgamieren sechs künstlerische Herangehensweisen an einen Stoff, der die Menschen mit sanftem Grusel bewegt, seit ihn die britische Autorin Mary Shelley 1816 am Genfer See ersann. Durch die Jahrhunderte dient die Erschaffung des Monsters als romantische Projektionsfläche für die unterschiedlichsten Sehnsüchte und Ängste. Dazu erklingt eine himmlisch infernalische, schillernd vielgestaltige Musik, die das Labor zum Brodeln bringt.
Die Produktion wurde beratend unterstützt durch den Lehrstuhl für Angewandte Physik der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).
„Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ hatte Premiere im Westflügel Leipzig am 4. Mai 2017. Figurentheater Wilde & Vogel und Johannes Frisch in Koproduktion mit dem FITZ! Stuttgart und dem Westflügel Leipzig
Aufführungstermine: Donnerstag, 25., Freitag, 26., und Samstag, 27. Januar 2018, jeweils 20 Uhr
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