Johann Christian Woyzeck ist nicht nur der berühmteste Hingerichtete aus Leipzig, verewigt in Georg Büchners Drama „Woyzeck“. Er ist auch das Objekt einer wissenschaftlichen Diskussion, die bis heute anhält. Im August will die Schaubühne Lindenfels das Drama wieder dahin bringen, wo es 1824 stattfand: auf den Leipziger Markplatz.

Am 27. August startet die Schaubühne Lindenfels den „Büchner Zyklus“, ein internationales Kooperationsprojekt zum Gesamtwerk von Georg Büchner. Unter dem Titel „Woyzeck – letzte Szene, ein öffentlicher Platz“ findet dazu auf dem Leipziger Markt eine Rekonstruktion der Hinrichtung von Johann Christian Woyzeck statt. Ein dafür errichteter hölzerner Kubus, in Gestalt und Dimension dem historischen Schafott entsprechend, soll dann bis zum 10. Oktober (Internationaler Tag gegen die Todesstrafe) als Ausstellungsort auf dem Marktplatz verbleiben.

Woyzeck – letzte Szene, ein öffentlicher Platz

Im Jahre 1824 findet die letzte öffentliche Hinrichtung in Leipzig auf dem Marktplatz statt – in einer aufgeklärten Stadt, inszeniert als „erzieherisches Spektakel“ vor großem Publikum. Der Fall dient Georg Büchner als Vorlage für sein berühmtes Drama „Woyzeck“. 193 Jahre später werden die Bürger erneut zur Exekution auf den Marktplatz gebeten: In einer Rekonstruktion der Hinrichtung mischt sich eine fiktionale „Live-Übertragung“ der damaligen Ereignisse mit szenischen Tonfragmenten aus Büchners Werk.

Am Sonntag, 27. August, gibt es dann ab 18 Uhr auf dem Marktplatz zu Leipzig den dramatischen Höhepunkt: Theater und Performance mit dem großen Kubus auf dem Markt, der das Schafott des Delinquenten darstellt.

Das Schafott wird als temporäres Monument auf dem Marktplatz verbleiben. Eine Ausstellung in dem hölzernen Kubus stellt Büchners Drama den historischen Begebenheiten gegenüber. Der Fall Woyzeck wird in völkerrechtlicher und juristischer Hinsicht auf die Todesstrafe untersucht.

Im Kubus gibt es dann vom 29. August bis 10. Oktober (täglich 10-18 Uhr) die Ausstellung zum „Fall Woyzeck“.

Ein Projekt der Schaubühne Lindenfels in Kooperation mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig, Amnesty International / Hochschulgruppe Leipzig, Buchfunk Verlag, Universität Leipzig – Institut für Theaterwissenschaft. Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Stadt Leipzig, Leipzigstiftung, Sparkasse Leipzig. Mit Unterstützung von Cine Impuls.

Der „Büchner Zyklus“ findet 2017 und 2018 zeitgleich in Leipzig, Strasbourg, Zürich und Waldersbach statt und folgt innerhalb von zwölf Monaten den Lebensstationen von Georg Büchner und denen seiner Protagonisten in drei europäischen Ländern. Dabei trägt er Büchners Denken und Diskurse mitten in die Stadtgesellschaften von Leipzig, Zürich, Strasbourg und in die Gemeinde Waldersbach (F) hinein.

Das Ganze ist ein Projekt der Schaubühne Lindenfels in Zusammenarbeit mit Theater Winkelwiese (CH), Dinoponera/Howl Factory (FR), Universität Leipzig – Institut für Theaterwissenschaft.

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