Jean Genet gehört ja zu jenen Dramatikern, die einfach Pech gehabt haben. Er wird meist nur auf ein Stück reduziert, das auf Kammerbühnen immer wieder gern von spielfreudigen Herren dargeboten wird: „Die Zofen“. Da vergisst man fast, dass er auch andere, gesellschaftlich durchaus brisante Stücke schrieb. „Sie“ zum Beispiel. Am Freitag, 26. Mai, feiert das Spektakel im Rahmen des Leipziger Kirchentags auf dem Weg Premiere in den Cammerspielen.

In der Inszenierung von Olav Amende soll der Papst fotografiert werden. Ein Fotograf und der Türsteher des Papstes machen sich auf die Suche nach dem perfekten Bild, das ihre Heiligkeit in einem neuen Glanz erstrahlen lassen möge. Die Scheinwerfer sind eingestellt, sie tritt ein und …!

„Nun, ein Mensch muss nicht sagen, dass er menschlich ist, er ist es, ob es ihm passt oder nicht. Der ganz diesseitige Papst ist jedoch schon längst aufgegangen in einer lustvollen Maschine der Macht und einer jenseitigen Geste der Verklärung. Uns zum Beweis aber, die wir die Wirklichkeit der Reality Shows brauchen, um uns in dieser eisigen Wüste der Repräsentation nicht zu verkühlen, gibt der Papst den Menschen: unter den Augen eines Fotografen, gegängelt von einem zynischen Türsteher, gedoppelt durch uns, das Publikum!“, umreißen die Cammerspiele das, was da am Freitag zu sehen sein wird. „Das gute alte Menschspiel wird in Olav Amendes Inszenierung der Inszenierung theatral und lustvoll überbelichtet.“

„Sie“ ist ein Stück aus dem Nachlass Jean Genets und wurde bisher nur einmal im deutschsprachigen Raum inszeniert. Zum „Leipziger Kirchentag auf dem Weg 2017“ wird dieses Verwirrspiel um Bilder und Abbilder formverliebt auf die Bühne gebracht.

Die Premiere ist am Freitag, 26. Mai, um 20:00 Uhr, in den Cammerspielen im Werk 2, Halle D (Kochstraße 132) zu erleben.

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