Das Jahr geht zu Ende, doch die Jubiläumsspielzeit am Theater der Jungen Welt geht weiter. Denn in dieser Spielzeit feiert das Theater ausgiebig seinen 70. Geburtstag. Und das wird auch am Sonntag, 8. Januar, weiter gefeiert. Dann steigt das traditionelle Theaterfest für Familien im Theater der Jungen Welt.

Angefangen hat alles mitten in der Nachkriegszeit. Am 7. November 1946 öffnete sich zum ersten Mal der Vorhang im wieder hergerichteten Weißen Saal der Kongresshalle. Die hatte im Krieg selbst etliche Bombentreffer abbekommen. Aber 1945 war es eines der wenigen großen städtischen Gebäude, die überhaupt mit wenigen Mitteln wieder leidlich für eine Nutzung hergestellt werden konnten.

Nur zur Erinnerung: das Neue Schauspiel am Augustusplatz war Totalschaden, das gegenüberliegende Bildermuseum ebenfalls, das Gewandhaus im Musikviertel war so zerstört, dass eine Sanierung die Kapazitäten des Landes auf Jahre überforderte, das Centraltheater war zwar teilzerstört, konnte aber später als Schauspielhaus wieder hergerichtet werden, das Alte Theater am Richard-Wagner-Platz war 1943 komplett zerstört worden. Weshalb dann ein Großteil der Leipziger Kultur in die Kongresshalle wanderte. Nach einem kurzen Gastspiel im Kino Capitol zog auch das Gewandhausorchester in die Kongresshalle.

Das Theater der Jungen Welt war freilich eine Neugründung. Auch ein „Instrument der sozialistischen Kulturpolitik“, wie die Jubiläumszeitung berichtet. Was nur mit heutiger Brille wie eine Abwertung klingt. Denn mit den Stücken dieses Kinder- und Jugendtheaters wuchsen Generationen von Leipzigern auf. Und das Theater wurde geliebt, denn Indoktrination funktioniert in einem Kindertheater nicht. Es lebt von guten, klugen und mit Phantasie gespielten Stücken.

Und die Auswahl des ersten Stückes war symptomatisch für das, was sich die jungen Schauspieler vorstellten: „Emil und die Detektive“ nach Erich Kästner. Was nicht nur der Rückgriff auf eines der erfolgreichsten und beliebtesten Kinderbücher der Weimarer Republik war, sondern auch die Würdigung für einen Autor, der seine Schriftstellerkarriere in Leipzig startete – auch wenn er nach einer dummdreisten Kampagne im Leipziger Zeitungsstreit die Stadt verließ und fortan lieber in Berlin die Feder spitzte – längst ahnend, dass die Nazis seine Bücher auch mit auf den Scheiterhaufen werfen würden.

Nur so nebenbei: Mit den damals neu gegründeten Kabaretts knüpften die Leipziger Theatermacher ebenfalls an die Weimarer Republik an.

1989 dann aber geriet auch das Theater der Jungen Welt in Gefahr. Zu lange war zu wenig am eher notdürftig hergerichteten Bauwerk der Kongresshalle passiert. Der Weiße Saal brannte ab. Das Theater war obdachlos, konnte aber wenig später in das damalige „Haus Leipzig“ ziehen, wo es unter eher provisorischen Bedingungen arbeitete, bis dann ganz und gar der Umzug ins Freie anstand: Eine mehrjährige Spielzeit im Zirkuszelt auf dem später so benannten „Jahrtausendfeld“ in Plagwitz begann.

Die Reise fand dann erst 2003 (zehn Jahre nach dem Stadtratsbeschluss) mit dem Einzug in das heutige Theaterhaus am Lindenauer Markt ein Ende, das man sich bis dato noch mit dem Lofft teilt, was für beide Theaterangebote höchst beengte Arbeitsbedingungen bedeutet. Das  Lofft wird künftig in die neue Spielstätte in der Halle 7 der Spinnerei ziehen. Dann bekommt das Theater der Jungen Welt auch genug Platz für zusätzliche Ideen.

Theaterfest 2016. Foto: TdJW, Tom Schulze
Theaterfest 2016. Foto: TdJW, Tom Schulze

Zur Buchmesse im März soll dann auch ein großes Buch zum 70. Geburtstag des Theaters erscheinen.

Aber mitfeiern kann man schon am 8. Januar.

Das Theaterfest

Ab 14 Uhr öffnet das Theaterhaus am Lindenauer Markt seine Pforten. Die Gäste erwartet ein buntes Programm und jede Menge Theater.

Die Besucher können sich in diesem Jahr in die große Licht-Schatten-Welt der Jungen Wildnis wagen und sich dort als Schattenspieler ausprobieren. Eine Theater-Bären-Welt zeigt, warum das TdJW ein erstklassiger „Bärenversteher“ ist. Die Jubiläumsbar lockt mit Schokobrunnen und Zuckerwatte und auch Geburtstagsglückwunsche werden gerne entgegengenommen. Die Schauspieler stehen für Autogramme bereit und beim Kinderschminken kann sich jeder Besucher in das Wesen seiner Wahl verwandeln. Auf dem Spielplan stehen Aufführungen von „Geschichten vom kleinen König“ und „Hans im Glück“.

Großes Programm gibt es auf der großen Bühne: Die beiden TdJW-Schauspieler Julia Sontag und Benjamin Vinnen führen durch ein buntes Programm, passend zur Jubiläumsspielzeit. Es gibt unter anderem Ausschnitte aus aktuellen Produktionen, Präsentationen der Theaterclubs, einen Percussionworkshop und viel Musik.

Die Leipziger Musikerin Laura Hempel, die im Juni bereits ihr Debütalbum „Weiter“ im TdJW vorgestellt hat, wird Kinderlieder für und mit den großen und kleinen Gästen singen. Dabei unterstützt sie ihre großartige Band, deren Musiker teilweise auch in anderen TdJW-Produktionen zu sehen sind. Am Ende steht die schon zur Tradition gewordene Kostümversteigerung.

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