It's showtime! Der Tod hat sein eigenes Musical bekommen. Im Lofft zeigt das Leipziger Performance-Kolletiv "Westfernsehen" seit Donnerstag "Death will be televised". Ein heiter-musikalischer Umgang mit dem (un)ausweichlichen Ende des Lebens.
Mit dem Deathical hat “Westfernsehen” nicht weniger als ein neues Genre erfunden. Ein Mann. Acht Musiker. Mehr braucht es nicht, um das Kammermusical auf der Lofft-Bühne zu inszenieren. Inhaltlich knüpft der Abend an dem Wunsch vieler Menschen nach Unsterblichkeit an. Was wäre, wenn wir unser Ich im Hier und Jetzt in eine andere Sphäre transformieren und für ewig weiterleben könnten. Eine Cloud soll das Wunder wahr werden lassen.
Der namenlose Protagonist (Roman S. Pauls) hat ein Programm entwickelt, dass dem Menschen den nahtlosen Übergang von seinem Körper in die digitale Welt möglich machen soll. In einer skurrilen TV-Show stellt er das irrwitzige Unterfangen dem erstaunten Publikum vor. Lebewesen sind Sterbewesen. Früher oder später segnen wir alle das Zeitliche. Es kann uns jeden Tag treffen. Zu jeder Zeit. In jedem Moment. Ist der Tod eines Tages heilbar wie eine Krankheit? Lässt sich das Unvermeidliche durch Mind-Uploading vielleicht doch vermeiden?
Das Westfernsehen-Kollektiv, bestehend aus Thomas Achtner, Josephin Eckhardt, René Heinrich, Hannah Sieben und Alba Tamalo, spürt diesen weltbewegenden Fragen nach. Ein Jammer nur, dass sich im Text irgendwann mehr und mehr pseudophilosophische Allgemeinplätze finden. Inszenatorisch präsentiert die Gruppe ein Crossover aus Schauspiel, Performance und Musical.
Mit Roman S. Pauls haben die Produzenten jedoch nicht die optimale Besetzung für das 75-minütige Solo gefunden – zumindest nicht am Premierenabend. Der Darsteller müht sich in der ersten Hälfte des Abends redlich, vermag in etwas aufgesetztem Spiel nur wenige Spannungsmomente zu erzeugen. Erst nach über einer halben Stunde strahlt er die Präsenz aus, die die Solo-Rolle erfordert, um auch den Kritiker in der vierten Reihe zu erreichen.
Die Stimme des Schauspielers klingt hörbar unausgegoren. In manchen der (wenigen) live dargebotenen Songs singt Pauls keine drei Töne geradeaus, was den kalkulierten Trash-Faktor des Abends unfreiwillig konterkariert. Musikalisch hat die Produktion ohnehin eher Schnulzen zu bieten. Die aus dem Off eingespielten Melodien sind dann immerhin echter Trash. Den kann man mögen – oder auch nicht.
Lofft
Death will be televised
Westfernsehen (Leipzig)
Nächste Termine: 10./11. September, jeweils 20 Uhr
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