Gefeierte Premiere in der Musikalischen Komödie: Mit „Dracula“ inszenierten Chefregisseur Cusch Jung und sein Team in Leipzig bereits das dritte Musical des amerikanischen Komponisten Frank Wildhorn. Die Premierengäste spendeten den Mitwirkenden am Samstag stehenden Beifall.

Wie schon „Der Graf von Monte Christo“ und „Jekyll & Hyde“ hangelt sich Frank Wildhorns Dracula-Adaption lose an Szenen der Romanvorlage entlang. Der Musicalplot fokussiert sich stark auf die Beziehung zwischen Mina Harker und der Titelfigur (Andreas Wolfram). Dracula verliebt sich in die Frau des Jungen Anwalts Jonathan (Jeffrey Krueger), der nach Transsilvanien gereist ist, um für den Blutsauger ein Immobiliengeschäft abzuwickeln. Der unsterbliche Fürst plant die Eroberung Londons.

Während Mina immer tiefer in den Bann des Vampirs gezogen wird, versucht eine illustre Herrenrunde um Jonathan und dem exzentrischen Arzt Abraham van Helsing dem Treiben Draculas ein Ende zu setzen.

Foto: Tom Schulze
Foto: Tom Schulze

Das Wichtigste vorneweg: Wildhorns Musical kommt Bram Stokers Roman näher als manche Verfilmung des Stoffs. Wer den Klassiker gelesen hat, erkennt ihn in dem Plot zumindest häppchenweise wieder. Dass Wildhorn und seine Librettisten Draculas Sehnen nach Mina und ihrer Freundin Lucy zu einem Liebesdrama erhöhen, ist den Anforderungen der Broadway-Dramaturgie geschuldet. Zwei Akte, zwei Männer, eine Frau und eine Prise verbotene Liebe. Das ist der Stoff, aus dem amerikanische Musicals geschnitzt sind.

Cusch Jung bedient sich inszenatorisch an einer Bildsprache, die der Gothic Novel entlehnt ist. Der Musicalspezialist erzählt die Geschichte in düster-morbiden Bilderwelten, die sich an britischen Horrorfilmen wie „Die Frau in Schwarz“ orientieren (Ausstattung: Karin Fritz). Im Gegensatz zu Francis Ford Coppolas Maßstäbe setzender Dracula-Deutung aus dem Jahre 1992 bleibt bei Jung alles jugendgerecht. Keine überbordenden Blutströme, keine nackten Frauen. Die vielen Szenenwechsel sind trotz der beschränkten technischen Voraussetzungen auf der kleinen MuKo-Bühne durch den Einsatz von Prospekten und Vorhängen intelligent gelöst. Karl-Heinz Christmanns Videoanimationen verleihen dem Bühnenraum zusätzliche Tiefe.

Musikalisch ist der Abend erste Sahne. Dirigent Christoph-Johannes Eichhorn hat das Werk mit Orchester und Solisten nahezu in Perfektion einstudiert. Einzig die Balance zwischen den elektrisch verstärkten Instrumentalisten und den Sängern ist an manchen Stellen verbesserungsbedürftig. Hier darf die Technik gerne noch nachbessern.

Unter den Solisten stechen die eingekauften Musicalstimmen von Andreas Wolfram (Dracula), Lisa Habermann (Mina) und Anna Preckeler (Lucy Westenra) besonders hervor. Aus dem MuKo-Ensemble erweist sich Sabine Töpfer in der Hosen-Nebenrolle des Renfield wieder einmal als starke Songinterpretin. Jeffrey Krueger glänzt rundum als Jonathan Harker. Fabian Egli gibt einen engagiert-mutigen Abraham Van Helsing. Patrick Rohbeck (Arthur Holmwood), Radoslaw Rydlowski (Jack Seward) und Milko Milev (Quincey Morris) bilden eine darstellerisch harmonische, aber gesanglich eher unauffällige Herrenrunde. Unter dem Strich ist der Wildhorn-Dracula trotz einiger visueller Hingucker und der starken Solisten zwar keine Must-Seen-Produktion, aber eine gelungene Bereicherung für das MuKo-Repertoire.

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