Es gibt Begriffe, die verschwanden einfach aus der städtischen Diskussion, wenn lange niemand darüber geredet hat. Das passierte auch dem einst heiß diskutierten "Actori-Gutachten" zu den großen Leipziger Kulturbetrieben. Zuletzt wurde darüber 2011 und 2012 ernsthaft diskutiert. Dann preschte die CDU-Fraktion im Frühjahr 2015 vor mit dem Vorschlag einer Theater GmbH, scheiterte und legt jetzt einen neuen Vorschlag vor.
Im Frühjahr bekam die CDU-Fraktion heftigen Gegenwind besonders vom Theater der Jungen Welt. Dass man dort an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit arbeite, die Behauptung fand man schlicht unangemessen. Waren nun die anderen Bühnen nicht laut genug? Jedenfalls legt die CDU-Fraktion ihren Vorschlag, die städtischen Bühnen in einer gemeinsamen Verwaltung zusammenzulegen, jetzt erneut auf den Tisch – doch diesmal ohne Theater der Jungen Welt.
Mit der Begründung: “Es zeigte sich, dass vor allem das Theater der Jungen Welt bereits heute sehr wirtschaftlich und effizient geführt wird. Die Verwaltung des – auch über die Grenzen Leipzigs hinweg anerkannten und erfolgreichen – Theaters kann ohne weiteres als ‘schlank’ bezeichnet werden. Eine Einbindung in die Theaterfusion lässt daher keine großen wirtschaftlichen Effekte erwarten, könnte aber zu einem Ungleichgewicht in der Betriebsleitung führen und so den Erfolg dieses kleinen Theaters gefährden”, stellt die Fraktion nun fest. “Bei Abwägung der genannten Vor- und Nachteile einer Einbindung überwiegen – jedenfalls zurzeit – die Nachteile. – Deshalb soll das Theater der Jungen Welt als eigenständiger Eigenbetrieb bestehen bleiben.”
Was nicht heißt, dass man die Idee einer Theater GmbH zu den Akten legen will: “Wir verzichten auf die Einbeziehung des Theaters der Jungen Welt in den gemeinsamen neuen Eigenbetrieb, halten aber im Übrigen an unserem Beschlussvorschlag nebst Begründung zum Ursprungsantrag A-01370 fest.”
Die CDU-Fraktion sieht in der Zusammenlegung der wirtschaftlichen Leitung von Oper, Musikalischer Komödie und Schauspielhaus die Möglichkeit, Geld zu sparen. Ihre künstlerischen Leiter – die Intendanten – sollen die Häuser behalten.
Schon vorher hat man darauf verzichtet, auch das Gewandhaus in eine solche gemeinsame Verwaltung mit einzubeziehen. Dort war der Widerstand gegen eine Verwaltungszusammenlegung am größten gewesen – auch mit Hinweis auf die völlig unterschiedlichen Planungen und Zeitabläufe bei der vertraglichen Bindung von Künstlern, bei Honorarvereinbarungen und Gastspielen.
Die CDU-Fraktion interpretiert es für sich so: “In Auswertung der bisherigen Beratungen zum Antrag A-01370 erweist es sich als sinnvoll, die beiden Themenkreise Städtische Bühnen und Gewandhaus getrennt voneinander zu behandeln und zur Entscheidung zu bringen. Dies tun wir nunmehr dahingehend, dass der beschlussreife Antrag A-01370 auf das Thema Prüfauftrag Stiftung Gewandhaus beschränkt und zeitnah zur Abstimmung gebracht wird, während das noch weiter zu diskutierende Thema Handlungsauftrag Verschmelzung Oper und Schauspiel in einen gesonderten Antrag überführt wird.”
Dazu hat die CDU-Fraktion gleich einen Extra-Antrag vorgelegt. Ziel: aus dem Eigenbetrieb eine Stiftung zu machen. Die schon etwas abenteuerliche Begründung: “Den optimalen Rechtsrahmen hierfür sehen wir in einer Stiftung. Diese ermöglicht es, neben der Stadt Leipzig ggfs. auch den Freistaat und die Zivilgesellschaft in Form privaten Vermögens einzubinden. – So würde die Finanzierung des Gewandhauses auf eine breitere Basis gestellt und wäre weniger abhängig von der unwägbaren künftigen Kassenlage der Stadt Leipzig.”
Eine unwägbare künftige Kassenlage der Stadt? – Das hört sich gar nicht gut an. Wer unterstützt dann eigentlich die Stiftung Gewandhaus, wenn die mal ein schlechtes Jahr erwischt?
Da kann man wohl auf die Diskussion dazu im Stadtrat gespannt sein.
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