„Schwanensee“ verkörpert alles was klassisches russisches Ballett ausmacht: Anmut, Grazie und vor allem tänzerische Perfektion. Die unvergleichbare Musik von P.I. Tschaikowsky vereinigt sich mit dem gefühlsstarken Tanz zu einer eigenen Sprache, die jeder unmittelbar versteht.

Russisches Staatsballett – Die hüpfende Institution

Am 11. Dezember gastiert das Ballett des Russischen Staatstheaters in Leipzig. Es gehört zu einem der besten Ensembles der heutigen Zeit. Die Künstler und Künstlerinnen sind fast alle Preisträger verschiedener internationaler Wettbewerbe und schaffen es, durch Ihre tänzerische Perfektion das Publikum in eine andere Welt zu entführen.

Den Ballettklassiker „Schwanensee“ in einer Inszenierung des Staatlichen Russischen Balletts Moskau auf der Bühne zu erleben gehört sicherlich zu den Höhepunkten einer jeden Theater-/ und Opernsaison. Seit Jahrzehnten verzückt das Moskauer Ensemble unter der Leitung des einstigen Ballettsuperstars und Bolschoi-Ballettdirektors Wjatscheslaw Gordejew auf ihrer alljährlichen Deutschland-Tournee Publikum und Kritiker gleichermaßen.

Das von Yuri Burlaka trainierte Spitzenensemble aus der russischen Hauptstadt steht für klassische Ballettkunst in seiner reinsten Form. Technische Perfektion der Solisten und des Corps de ballet, edle Bühnenausstattung und wunderschöne Kostüme verschmelzen beim Staatlichen Russischen Ballett Moskau zu einer wahrhaft homogenen Einheit.

Was erfolglos begann entwickelte sich zu einem Dauerbrenner

“Schwanensee” wurde 1877 im Bolschoi-Theater uraufgeführt. Ein Reißer war das Stück in Inszenierung von Wenzel Julius Reisinger nicht, denn die Aufführung war von einer ungenügenden Vorbereitung und technisch mangelhaften Darstellern sowie einer ebensolchen Ausstattung gekennzeichnet. Die Aufführung war unbeliebt und schwer zu tanzen. Musik wurde weggestrichen und durch leichtere Passagen aufgefüllt. Peter Tschaikowskis Ballettstück floppte auf der ganzen Linie. „… geschichtliche Ereignisse wurden völlig geändert, Nationaltänze wurden in ganz falschen Ländern und total unpassenden Kostümen getanzt …”, heißt es in einer zeitgenössischen Kritik. Weiter wurde bemängelt, dass eine Anzahl allgemein beliebter Rhythmen wie Polka, Galopp, Walzer oder Mazurka von einem Ballettmeister auf einer Diskant-Violine geprobt wurden, so dass der Tanz mit dem Orchester zusammengebracht manchmal einen sonderbaren Gegensatz zur Musik darstellte. “Auch mußte die Primaballerina von den ‘Nummern’ befriedigt sein, und war sie es nicht, war es leicht, die Stücke zu streichen, unbekümmert darum, ob die musikalische Sequenz unterbrochen wurde oder nicht.“

Mit dem Aufstieg des russischen Komponisten Tschaikowski begann der Stern seines “Schwanensee” erst einmal weiter zu sinken. So schrieb Nikolai D. Kaschkin, Musikkritiker und Leiter des Konservatoriums in Moskau, 1896: „Der Ersatz der ursprünglichen Nummern durch eingeschobene wurde in immer höherem Grade praktiziert, und schließlich war fast ein ganzes Drittel der Musik von Schwanensee durch Einschübe aus anderen Balletten ersetzt, zudem meist nur durchschnittlichen.“

Zu Lebzeiten erlebte Tschaikowski nur mäßige Aufführungen. Erst 1934 gelangte mit dem London-Emigranten Nikolai Sergejew überhaupt eine einigermaßen vollständige Aufzeichnung der Version in den Westen. Die erste Aufführung des Kirow-Balletts im Westen musste bis 1969 warten. Im 20. Jahrhundert erfuhr das Ballettstück immer mehr Erfolg und ist bis heute von den Bühnen der Welt nicht mehr wegzudenken und gilt neben dem “Nussknacker” als Dauerbrenner gerade in der vorweihnachtlichen Zeit.

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