Wenn junge Menschen Theater machen setzen sie sich im besten Falle mit der Jetztzeit, gesellschaftlichen Verwerfungen und ihren Bedürfnissen auseinander. Da mal hineinzuschauen und den Sachstand abzurufen ist am Wochenende ganz einfach möglich. Dafür sollte der Interessierte den Weg ins Schauspiel Leipzig finden und schauen, horchen und sich begeistern lassen. Marlene Schick-Witte erzählt dem Tanner warum.
Einen schönen Sonnentag wünsche ich, Frau Schick-Witte. Du bist involviert in eine Geschichte am 9. & 10. Mai im Schauspiel zu Leipzig. Was ist das denn für eine Aktion?
Hallo lieber Volly! Die Aktion heißt: “So jung kommen wir nicht mehr zusammen!” und wird, so denke ich, ziemlich cool. Es treffen nämlich alle Produktionen und Spieler/-innen der Jugendclubs am Schauspiel Leipzig an einem Wochenende zusammen. Man kann dann als Gast nicht nur die Stücke von den Clubs “Sorry, eh!” und “#noname” anschauen, sondern auch an offenen Workshops, Aufführungsgesprächen mit den Akteuren und einer Party für alle teilnehmen.
Das komplette Programm kann man unter http://www.schauspiel-leipzig.de/service/theaterpaedagogik/fuer-jugendliche/club-convention nachlesen.
Und was machst du da genau?
Tja, also zu sehen gibt es ja unter anderem eine neue Folge der Theater-Soap “Rebooters of the cränk Theatersystem” vom Jugendclub “#noname”, bei der ich Assistentin bzw. künstlerische Mit-Leiterin bin (gemeinsam mit der Haus-Theaterpädagogin Swantje Nölke und der neuen Praktikantin Mareike). Vor der Aufführung am 9. Mai um 18:00 muss nach meinen Erfahrungen bestimmt noch viel vorbereitet, geprobt, genäht, geprüft, ausgebessert, ergänzt, gestrichen, motiviert, getröstet und gebaut werden – sprich ich habe den Tag lang mehr als genug zu tun.
Die Produktion wird dieses Mal übrigens unheimlich “creepy” – denn nachdem in den letzten Folgen bereits die ersten Schläge gegen den gefährlichen Virus SUPERFLUOUS gelungen sind, kann sich das Publikum auf eine Art Theater-Selbsterfahrungstrip der etwas anderen Art freuen und wird die dunklen, gefährlichen und versteckten Orte und Gänge hinter der Bühne erkunden müssen … unsere jugendlichen Spieler und Spielerinnen freuen sich bereits schelmisch.
Du hast auch an einem Buch mitgeschrieben – Tautröpfchen & Eichenblatt. Kannst Du uns da etwas mehr dazu erzählen?
Ach, na ja, das Buch war in der Tat lediglich als Weihnachtsgeschenk für die Familie gedacht. Mein Freund hat den Text geschrieben als er 19 Jahre alt war, da kannten wir uns noch gar nicht. Ich fand die Geschichte aber entzückend und bekam Lust, einige passende Bildchen zu malen… wer weiß, dachte ich, vielleicht kann man´s dann mal irgendwann dem eigenen Kind vorlesen. Lustig ist allerdings, dass wir bereits gute, anonyme Kritiken bekommen haben und einige Unbekannte freiwillig unser Büchlein gekauft haben. Das hat uns dann natürlich schon irgendwie gefreut.
Das ist ja im Schauspiel dann ein richtiger Marathon. Ob ich das schaffe? Also alles anzuschauen? Das schaffen doch nur Theaterfanatiker in den 20gern – Menschen mit meinem Hintergrund fallen doch schon nach zwei Stücken aus. Wie kann ich denn sortieren? Gib mal bitte Tipps für interessierte Theaterungewohnte.
Ich denke, das wird richtig spritzig, facettenreich, bunt und wild – also ein regelrechter Shake aus Lebensenergie und Vitalität dank unserer jugendlichen Spieler und Spielerinnen. Die stecken einen richtig an – nicht nur mit dem Theatervirus. Da kommt man als Publikum sicherlich aufgekratzter ‘raus, als man ‘reingekommen ist. Das Programm ist ja auch vielfältig… mmhh… schwer sich zu entscheiden. Ich empfehle aber auf jeden Fall 1-2 Workshops, #noname und die Party!
Es gibt auch eine neue Folge der Theater-Soap “Rebooters of the cränk Theatersystem”. Wie funktioniert denn eine Theatersoap? Beim TV kann ich das ja noch verstehen – wenn ich mal was Wichtiges machen muss, wie Kinderbetreuen oder Arbeiten – dann nehme ich einfach den fehlenden Part auf – aber wie geht das im Livetheater?
Bei einer Theater-Soap ist natürlich alles ein wenig komplizierter, denn in der Tat ist es ärgerlich, wenn ein Spieler/eine Spielerin kurzfristig absagt. Da muss dann improvisiert und schnell eine Lösung gefunden werden. Aber das bietet auch einen großen Raum für Kreativität, Spontanität und Mut. Bei der letzten Performance konnte eine Jugendliche, die eine wichtige Rolle in der Soap hat, leider nicht mitmachen, weil sie im Ausland war. Da haben wir im Voraus einfach ein Video mit ihr aufgenommen, in dem sie Mitteilungen und News aus internationalen Ländern sendete und damit die Story der Soap ebenfalls bereicherte. Unterschiedlichste Medien zu kombinieren ist da natürlich ein großer Gewinn – und das hat man im Fernsehen so natürlich nicht. Ich denke, dass Soaps sich wunderbar für´s Theater eignen und gerade dort eine ganz eigene Art haben, die sie durchaus legitimiert.
Schlussendlich interessieren natürlich auch noch die Eintrittspreise. Lüfte mal…
Party sowie Workshops sind kostenlos, die Stücke kosten lediglich 9 Euro bzw. 5 Euro ermäßigt. Also nichts wie hinkommen! Für die Workshops wäre übrigens eine Anmeldung unter “theaterpaedagogik@schauspiel-leipzig.de” erforderlich.
Danke, Marlene, für die Antworten.
Gern geschehen, lieber Volly!
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