Wie in jeder Spielzeit haben die Studenten des Studios am Schauspiel Leipzig auch 2014/15 eine eigene Inszenierung erarbeitet. Der Dramatiker Volker Schmidt setzt sich in "Eigentlich schön" mit dem Kommunikationsverhalten junger Großstadtbewohner im 21. Jahrhundert auseinander. Am Freitag feierte die Uraufführung Premiere.
Der Text bedient sich Kommunikationsmustern und -strategien, mit denen sich das Publikum in der Realität konfrontiert sieht. Die Figuren entstammen der Generation Facebook. Kokser Jonathan (Brian Völkner) lebt im Hier und Jetzt. Globetrotterin Magda (Stefanie Schwab) beginnt in Berlin eine Fernbeziehung mit dem exzentrischen Musiker Kurt (Loris Kubeng) in New York. Ihr Lebenspartner im Real Life, Werbefotograf Eike (Erik Born), veranstaltet mit dem Model Annika (Lara Waldow) ein Fotoshooting mittels Smartphone.
Magda fühlt sich von Eike gelangweilt und legt sich überflüssigerweise auch noch mit der transsexuellen Putzfrau Anne (Andreas Dyszewski) an. Unter einem Vorwand jettet die Redakteurin zu Kurt. Während Annikas Model-Karriere durch Eikes Fotos Fahrt aufnimmt, zeugt seine Lebenspartnerin mit Kurt ein Kind. Wieder daheim, soll auf einmal Eike der leibliche Vater des erwarteten Nachwuchses sein. Bei einer Party kommt die Wahrheit ans Licht.
Volker Schmidts Bühnenfiguren sind miteinander bestens vernetzt. Facebook, Skype und Co. sei dank. Bruno Cathomas schafft für den Zuschauer durch die Projektion der Videosignale ihrer Smartphones auf drei bewegliche Wand-Versatzstücke (Bühne: Hugo Gretler) eine ergänzende Perspektive auf das Bühnengeschehen.
Daneben arbeitet der Regisseur mit Überzeichnungen. Die sechs Figuren sind schon rein äußerlich mit Stereotypen überladen. Die absurde Ästhetik, die in Agathe MacQueens schrillen Kostüm-Masken-Potpourris Ausdruck findet, setzt sich in humorvollen Regie-Kniffs fort.
Jonathan darf sich sein Koks mit einer XXXL-Kreditkarte auf dem Bühnenboden zu Recht streichen. Eike benutzt beim Videochat eine Luftmatratze als sexuelles Ersatzobjekt. Das erwähnte Fotoshooting wird für Lara Waldow zu einer Selbstentblößungsperformance, die für Heiterkeit sorgt. Als humorvoller Clou erweisen sich choreografische Einwürfe, bei denen die Darsteller mit Schildchen wedeln, auf denen Smileys abgebildet sind, die User aus der Netzwelt kennen.
Inhaltlich bleibt die Netz-Seifenoper allerdings auf der Strecke. Der Text ergründet allenfalls oberflächlich, warum die sozialen Medien einen so starken Einfluss auf unser Leben ausüben. Schmidt begnügt sich an dieser Stelle mit einer Zustandsbeschreibung, die letztlich nur den Rahmen für eine seichte Beziehungskomödie bildet.
Wer sich für die Leistungsfähigkeit der Schauspiel-Studenten interessiert, die einen Ausbildungsabschnitt an dem Leipziger Stadttheater absolvieren, sollte den Abend dennoch besuchen. Das Sextett erledigt seinen Job nämlich zu vollster Zufriedenheit. Das Premierenpublikum spendete reichlich Applaus.
Schauspiel Leipzig, Diskothek
Eigentlich schön
Nächste Termine: 25.3., 10.4., 14.4.
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