Bereits im November öffnete das ehemalige Ballhaus Felsenkeller am Eingang zum Karl-Heine-Boulevard seine lange geschlossenen Pforten. Im 1890 erbauten Gebäude mit reichhaltiger Geschichte konnten seit 2010 keine Veranstaltungen mehr stattfinden. Brandschutzmängel führten zur baupolizeilichen Schließung. Mit der Felsenkeller Betriebs GmbH um Geschäftsführer Jörg Folta fand der Besitzer einen Betreiber, der in der Lage ist, den Veranstaltungsort nachhaltig zu bespielen.
Die Mängel wurden mit dem gutwilligen Zutun des Dezernats für Stadtentwicklung und Bau behoben. In einem Brief an Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau hatte im Sommer der Stadtrat der Linkspartei, Volker Külow auf den besonderen Status der historischen Immobilie hingewiesen und half damit offenbar, eine Vorgehensweise in Gang zu bringen, ohne die sicherlich nicht so schnell neue Veranstaltungen hätten stattfinden können.
Die Gruppe um Flota ist in Bezug auf den Felsenkeller keine unbekannte. Bereits vor der Schließung trat man als Nutzer in Erscheinung, allerdings nicht in der nachhaltigen Form wie sie jetzt angedacht ist.
“Wir haben in vielen Bereichen Erfahrung. Sei es im subkulturellen Bereich oder in der Hochkultur”, erläutert Folta. Er betont, dass es sich dabei um ein Kulturkonzept handeln soll. Es soll kein neuer “Tanzschuppen” entstehen, sondern durch eine starke Vielfalt die moderne Bespielung eines Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert ermöglicht werden. “Bei aller Wirtschaftlichkeit ist auch viel Herzblut dabei”, so Folta im Oktober.
Am Samstag wurde nun mit einem Ballabend offiziell zum Tanz geladen. Der festlich geschmückte Saal sollte ein Ballkonzept des 19. Jahrhunderts in die Gegenwart übertragen. Viel buntes Treiben war in dem zu Beginn recht aufgeheizten Saal zu beobachten. Auf der Bühne sorgte, neben einer Cancan-Tanztruppe TokCloggs, die Burlesque-Gruppe Lipsi Lillies für die farbenfrohe Untermalung des Abends. Artistische Einlagen wechselten mit der musikalischen Untermalung des NeuenSalonOrchesters Leipzig und der DJ T-Ina Darling. 350 Gäste tanzten laut Veranstalter durch die Nacht der bunten Schleier.
In einer adaptierten Version des Dornröschen-Märchens küsste die böse Fee Mama Ulita das Dornröschen Mirielle Tautou wach. Alles im Namen der Burlesque, mit viel Haut und faszinierenden Tanzeinlagen. Die Fotografen konnten nur schwer den Finger vom Abzug lassen.
Einführende Worte des Besitzers, des Betreibers oder anderer Persönlichkeiten, die im Zusammenhang der neueren Entwicklungen des Felsenkellers stehen, waren leider Mangelware. Es wäre schön gewesen, wenn über die Motivation, die Ziele, Schwierigkeiten und Herausforderungen einige Worte verloren worden wären.
Die angenehme nächtliche Maskerade hat gezeigt, wozu die Veranstalter in der Lage sind. Hochkultur ist möglich – mit Glanz und Glitter. Nichtsdestotrotz bleibt noch viel zu tun. Tritt man aus dem bunten Treiben der Felsenkeller-Welt auf die dunklen Straßen, dann kann das rot angestrahlte Gebäude seine Mängel nur schwer verstecken. Und doch zeigt die Geschichte des Felsenkellers, was Engagement und Herzblut alles zu schaffen imstande ist.
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