Im Theater sitzt das Publikum in der Regel auf gepolsterten Stühlen, während Schauspieler, Sänger, Tänzer oder Performer auf der Bühne ein Stück aufführen. Anders in Inszenierungen des Performance-Kollektivs machina Ex. Die Gruppe kreiert seit 2010 Computerspieltheater. Point 'n' Click Adventures im Real Life. Der Zuschauer wird zum Spieler, die virtuelle Welt Realität. Seit Samstag ist das neueste Spiel der Performer in der Residenz zu erleben.
“Life of N in a Nutshell” transportiert die Spieler in ein rätselhaftes Archiv, losgelöst von Raum und Zeit. Bei der Premiere sehen sich 14 Zuschauer mit einem raumgroĂźen, weiĂźen Kasten konfrontiert (BĂĽhne: För KĂĽnkel). Die Teilnehmer mĂĽssen sich durch das Dechiffrieren von geometrischen Symbolen Zutritt ins Innere verschaffen.
Ist die Aufgabe gelöst, begegnet den Zuschauern dort der Archivar N. Ein leicht verwirrt wirkender alter Kauz. Introvertiert und ordnungsliebend. Performer Bernd-Michael Baier spielt einen Mann im fortgeschrittenen Alter, der sich inmitten der White Box auf die Suche nach seiner eigenen Vergangenheit begibt. Im Laufe der theatralen Handlung präsentiert sich den Zuschauern eine zerrüttete Biografie: Pfadfinder, Polizist, Krawalle, Flucht. Schicksal.
Die Besucher sind aufgefordert, den Bühnenraum zu erkunden. Alles darf angefasst werden. Nichts ist zufällig platziert. Wie in einem Computerspiel sind die grauen Zellen der Besuchergruppe gefragt. Regisseur Anton Krause und Autor Mathias Prinz stellen die Teilnehmer vor Rätsel, ohne deren Lösung die Handlung nicht voranschreitet: Sortierspiele, Denksport, Memory, Mathematik. Für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Die Grenzen zwischen Inszenierung und Improvisation, Schauspiel und Installation verschwimmen. Das Publikum wird Teil des Spiels. Mit jeder absolvierten Aufgabe erfahren die Zuschauer, die miteinander kommunizieren mĂĽssen, mehr ĂĽber N.’s Vergangenheit. Sensoren, Sounds und Licht sorgen fĂĽr eine stimmige Gaming-Atmosphäre.
Eineinhalb Stunden dauerte der kurzweilige Rätselspaß bei der Premiere. Bernd-Michael Baier und das Inszenierungsteam ernteten reichlich Applaus. Vierzehn Vorstellungen sind bis zum 8. Februar anberaumt. Aufgrund der geringen Fassungskapazität sollten sich Interessierte so schnell wie möglich Tickets sichern.
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