In der "Musikalischen Komödie" stehen die Zeichen auf köstliches Mitmach-Theater. "The Rocky Horror Show" steht seit Donnerstag wieder auf dem Spielplan. Bis Juli 2015 sind acht Vorstellungen geplant. Die Inszenierung weist Schwächen auf. Der Besuch lohnt sich trotzdem.

“The Rocky Horror Show” ist Richard O’Briens bekanntestes Musical. Die Hommage an die trashigen B-Movies der Fünfziger und Sechziger ist bis heute Kult. Dazu trug unter anderem die Verfilmung des Werks aus dem Jahr 1975 bei. In der Low-Budget-Produktion wirkten immerhin die späteren Stars Tim Curry (Frank ‘n’ Furter), Susan Sarandon (Janet) und Meat Loaf (Eddie) mit.

Aufführungen von Film und Stück werden von Fans weltweit zelebriert. In der MuKo legen viele Besucher bereitwillig 3,50 Euro für die Mitmachtüte auf den Tresen, die nicht nur optisch an eine Wundertüte aus dem Kinderregal erinnert. Inhalt: Eine Wasserpistole, eine Klopapierrolle, eine Scheibe Toastbrot, Konfetti und und und… Im Laufe des Abends wird der Zuschauer nassgespritzt, es fliegt viel Klopapier durch den Saal und wenn Frank ‘n’ Furter um einen Toast bittet … Na, Sie wissen schon … Allein wegen der Mitmach-Einlagen ist der Theaterbesuch für viele Gäste ein ganz besonderes Erlebnis.

Regisseurin Ana Christine Haffter begeht nicht den Fehler teurer Tour-Produktionen, den Fans eine visuelle Bühnenversion des Leinwand-Hits zu liefern. Doch ihre Interpretation des SciFi-Trashs bleibt oberflächlich. Keine Provokation des Publikums durch blutige/erotische Schockmomente. Die mögliche faschistoide Deutung des Frank ‘n’ Furter wird nur kurz angedeutet. Andreas Wolfram, spielerisch wie stimmlich einer der Glanzpunkte des Abends, darf kurz verbal Hitler imitieren, bevor er Rocky aus der Taufe hebt.

Die Männer vom Planeten Transsexual sind bei Haffter vor allem eines nicht: Transsexuell. Haffter, Ausstatterin Stefani Klie und Choreograph Mirko Mahr heben das Maskuline besonders hervor. Dass Frank zumindest in der Mitte des Abends ein Damenkleid und Highheels trägt, täuscht über den Inszenierunsfehler nur bedingt hinweg. Der Zuschauer sieht in erster Linie nackte Waschbrettbäuche statt falscher Brüste. Die Chippendales lassen grüßen.
Darstellerisch gestaltet sich der Abend durchwachsen. Niklas-Philipp Gertl bleibt in der Rolle der Kunstfigur Rocky blass. Uli Scherbel wirkt als Brad dauerabwesend. Verena Barth-Jurca (Janet) hat immerhin ein paar gute Momente. Patrick Rohbeck spielt Riff Raff als berechnenden Psychopathen. Die Darstellung kommt der von Richard O’Brien in der Verfilmung nahe, äfft den Wahl-Neuseeländer aber nicht nach. Gut so.

Sabine Töpfer hat ihren Spaß, sowohl als Magenta als auch als Platzanweiserin Usherette, die das Intro und das Outro singt. Letzteres im Original eigentlich eine Männerpartie, die O’Brien für sich beanspruchte, in Inszenierungen wegen ihrer hohen Stimmlage in der Regel von einer Sängerin vorgetragen wird. Fabian Egli rockt als Eddie mit Rockertoupet, Jeansweste und Auspuffstange die Bühne. Der Saal tobt. Anna Evans’ Columbia bleibt eher unauffällig. Kostadin Arguirov erntet im Rollstuhl als Professor Scott viel Gelächter und natürlich die obligatorischen “Ouuus..” Erzähler Karl Zugowski sorgt für jede Menge Heiterkeit.

Musikalisch fällt der Abend vor allem laut aus. Liegt daran, dass Musiker und Sänger mit Mikros arbeiten. Susanne Fiedler orientiert sich mit ihrer “Rocky”-Band nicht an den trashigen Klängen des Siebziger-Originals, und erteilt dankenswerter Weise auch der poppigen Interpretation des “Glee”-Ensembles eine Absage. Ihre “Rocky Horror Show” klingt frech, rotzig, bisweilen ungestüm. Wie Punk, aber mit Saxophon und mehr als den berühmten drei Akkorden. Kann man sich anhören.

Dem Publikum gefällt die Show. Nach tosendem Beifall sind mehrere Zugaben fällig.

Nächste Termine: 14.11., 02.12., 03.12.

www.oper-leipzig.de/de/programm/richard-o-briens-the-rocky-horror-show/54809

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