Das Theaterzentrum für den Leipziger Westen war eigentlich beschlossene Sache. LOFFT, Leipziger Tanztheater, Westflügel und Schaubühne Lindenfels sollten unter einem Dach die Energien der Freien Szene Leipzigs bündeln. Standorte wurden diskutiert, Finanzierungsmodelle erarbeitet. Doch dann kam alles ganz anderes. Das Kulturdezernat hat nach der Prüfung beschlossen das Zentrum für die Freie Szene doch nicht zu unterstützen. Die Szene reagierte konsterniert - milde ausgedrückt.
Wird nichts, hieß es nach vier Jahren Vorlaufarbeiten auf einmal seitens des Kulturdezernates. Der Grund für das vorläufige Scheitern sei mal wieder das liebe Geld. “Die Kostenschätzungen zur Realisierung und Betreibung eines freien Theaterhauses an einem dieser Standorte zeigten, dass sich das Vorhaben bei Berücksichtigung der aktuellen Haushaltssituation der Stadt und der unerlässlichen Prioritätensetzung für bauliche Investitionen in Schulen und Kindertagesstätten gegenwärtig nicht in den städtischen Haushalt einordnen lässt”, verkündete das Dezernat Mitte Mai.
Wie es jetzt weitergeht, was es für Möglichkeiten gibt und wie die Vorgehensweise der Stadt zu beurteilen ist, darüber haben wir mit dem Geschäftsführer des Leipziger Tanztheaters Gundolf Nandico gesprochen.
Wie beurteilen Sie die Entscheidung des Kulturdezernats das beschlossene Theaterzentrum doch nicht zu finanzieren?
Die Entscheidung ist für uns natürlich absolut niederschmetternd. Denn unsere momentane und durch die Absage des Theaterzentrums wohl auch nähere Zukunft lässt keinerlei Wachstum des Leipziger Tanztheaters zu: Wartelisten tanzbegeisterter Kinder und Eltern, unzumutbare Bedingungen in den Umkleiden für Kinder, Eltern und Pädagogen, immense Heiz -und Reparaturkosten – das LTT-Tanzhaus ist in einem desolaten Zustand.
Um im pädagogischen und künstlerischen Bereich weiterhin erfolgreich zu sein, benötigen wir dringend eine Lösung der räumlichen Situation und auch einen Rahmenvertrag für die Absicherung und Zukunft der kulturellen und pädagogischen Arbeit. Mit dem neu gewählten Stadtrat möchten wir dazu schnellstmöglich ein neues tragfähiges und verlässliches Konzept entwickeln.
Die Umsetzung scheitert an den fehlenden Mittel im Kulturetat. Ist diese Begründung Ihrer Meinung nach schlüssig?
Wie gesagt, seit vier Jahr arbeiten das Leipziger Tanztheater, LOFFT, Schaubühne Lindenfels und Westflügel an dem Projekt Theaterzentrum – auch weil uns das Kulturdezernat zu dieser Idee ermutigt und aufgefordert hat.
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Und jedem war bewusst, dass dafür die finanziellen Mittel eingestellt werden müssen. Nach Aussage der Stadt werden die finanziellen Mittel jetzt für Schulen und Kitas benötigt. Die kulturelle Bildung, die vom LTT ausgeht, ist aber Bestandteil der Ausbildung unserer Kinder und kann somit nicht losgelöst betrachtet werden. Vor diesem Hintergrund ist die Begründung für uns nicht schlüssig.
Welche Alternativen sehen Sie für die Zukunft – die eigene und auch in Bezug auf die Freie Szene im Allgemeinen?
Gemeinsam mit dem neuen Stadtrat möchten wir eine Alternativlösung zum Theaterzentrum finden. Dazu gibt es bereits einige Ideen, die wir in den nächsten Wochen näher ausarbeiten und dem Kulturdezernat vorstellen möchten. Die Stadt Leipzig selbst favorisiert Einzellösungen für uns und die anderen betroffenen Institutionen. Fakt ist: Die aktuelle räumliche Situation gefährdet den Erfolg unser künstlerischen und pädagogischen Arbeit.
Es muss zeitnah ein Konzept entwickelt und umgesetzt werden, damit wir unsere inzwischen 400 Tänzer auch weiterhin professionell ausbilden und neue Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aufnehmen können. Unsere jahrzehntelange positive Entwicklung und die kulturelle Kraft von LTT, LOFFT, Schaubühne Lindenfels und Westflügel darf nicht beschädigt werden. Dafür werden wir uns weiterhin einsetzen.
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